Mit ihrer perfekten Show kann sich die Band 34 Jahre nach ihrer Gründung noch sehen und hören lassen. © Alexander Scharf
Es ist so laut wie vor 30 Jahren, als bei Take-That-Konzerten die Mädchen ohrenbetäubend reagierten. Und ja, einige halten selbstgemalte Plakate mit (Liebes-)Botschaften an Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen in die Luft. Wie früher. In der ausverkauften Tollwood-Arena am Dienstagabend ist wieder das Kreischen zu hören, sehr laut, allerdings nicht mehr so schrill. Das Publikum ist schließlich mit den drei übrig gebliebenen Jungs von Take That (Robbie Williams pausiert seit 2012, Jason Orange stieg 2014 aus) gealtert. Und siehe da: Selbst der eine und andere Mann unter den Frauen (deren geschätzter Publikumsanteil bei etwa 80 Prozent liegt) jubelt, singt und tanzt mit.
Mit seiner Begleitband hat das Trio eine perfekte und tolle Show abgeliefert. Exakt 90 Minuten, ohne Zugabe. Was soll’s, das Konzert ist der perfekte Soundtrack für einen ausgelassenen und perfekten Mädelsabend. Frauengruppenweise werden mit dem Rücken zur Bühne Selfies gemacht, um einmal im Leben mit Take That auf einem Foto zu sein. Die auch schon mittlerweile Mitfünfziger Gary Barlow (53), Howard Donald (56) und Mark Owen (52) liefern nahezu perfekt – die Tanzeinlagen fallen halt nicht mehr gar so üppig aus, doch jeder Move taugt für Jubel.
Auf ihrer aktuellen Tour „This Life under the Stars“ ist München die letzte Station in Deutschland. Da will das Trio noch mal alles und mehr: Dies sei das letzte Date in Deutschland, und es sollte das lauteste werden, fordern Gary, Howard und Mark zu Beginn vom Publikum. Das erfüllt den Wunsch nur allzu gern. Als die drei zu „Relight my Fire“ nach kurzem Verschwinden in leicht durchsichtigen Glitzerhemden auf die Bühne zurückkehren, ist die Ohnmacht bei den Fans nah – da werden Erinnerungen an die legendären Netzhemden wachgeküsst.
Take That können sich 34 Jahre nach der Gründung immer noch sehen und hören lassen (okay, nur bei Owens Stimme hat das Alter gnadenlos zugeschlagen). Gary Barlow ist und bleibt ein perfekter, charmanter Entertainer und großartiger Sänger. Bei Klassikern wie „Back for Good“, „Patience“ und „Never forget“ brauchen Take That eigentlich gar nicht selbst zu singen, der riesige Chor in der Tollwood-Arena übernimmt dies grandios mit voller Hingabe. Textsicher ist hier jede Frau und, ja, auch fast jeder Mann. ARMIN RÖSL