Der Titel und das blumige Cover lassen auf eines der üblichen Wohlfühl-Bücher schließen. Tatsächlich aber ist Marion Lagodas „Der Himmel, unter dem wir Kinder waren“ ein anspruchsvoller und mitreißender historischer Roman. Ungewöhnlich ist schon der Schauplatz, ein Weiler im Bergischen Land. Zudem erzählt die Autorin von einer Familie, die in das Räderwerk der NS-Verfolgung gerät. Eine der zentralen Figuren, Artur Becker, hat tatsächlich gelebt. Der kommunistische Reichstagsabgeordnete wurde in der DDR als Arbeiterheld verehrt, ist aber heute so gut wie vergessen. Im Roman ist er der Patenonkel von Clara. Das Mädchen wächst in einer Idylle auf, bis sich mit der Machtübernahme der Nazis alles verdunkelt. Lagoda beschreibt authentisch und differenziert, wie die Diktatur in das Leben jedes Einzelnen eingreift. Ein Roman als Warnung.
SP
Marion Lagoda:
„Der Himmel, unter dem wir Kinder waren“. C. Bertelsmann, 432 Seiten; 23 Euro.
★★★★★ Hervorragend