FILMFEST MÜNCHEN

Theater der (Ohn-)Macht

von Redaktion

Das Traumartige trugen Guy Maddins Filme („The saddest Music in the World“) bisher schon in der Textur: Wie angeschrammte Erinnerungen an verschollene Stummfilme wirkten sie. „Rumours“, der nun beim Filmfest München zu sehen ist, und den Maddin in Co-Regie mit Evan und Galen Johnson inszeniert hat, ist audiovisuell ungewohnt scharf, bunt, digital. Anfangs könnte man gar eine bloße Polit-Satire befürchten, über einen G7-Gipfel in Deutschland, unter Führung einer Kanzlerin (Cate Blanchett im Blazer!). Doch dann finden die Staatsoberhäupter sich gestrandet in einem Schlosspark-Pavillon. Die Welt menschenleer. Und wenn eine Nacht der lebenden Moorleichen anbricht, man den französischen Premierminister im Schubkarren durch den Wald schiebt, Salami aus der Jacketttasche verzehrt, einem nackten Riesenhirn und archaischen Ritualen begegnet – dann wird dieses absurde Theater der (Ohn-)Macht doch noch morastig-mythisch, surreal, subversiv und mitunter transzendent. (Heute, 19 Uhr, Cinema.)
WIL

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