„Lasset die Spiele beginnen“, hieß es am Sonntagabend mit einem Tag Verspätung, nachdem der Start der Theaterspiele in der Glyptothek, die es seit mehr als 30 Jahren gibt, wetterbedingt um einen Tag verschoben werden musste. Grau wölbte sich der Himmel über dieses schmucke temporäre Münchner Freilichttheater, doch sowohl die Darsteller Beatrice Murmann, Yuri Garate und Roland Schreglmann als auch die Zuschauer blieben trocken. Zweieinhalb Jahrtausende alt ist die griechische Komödie „Lysistrate“ von Aristophanes – übersetzt „Heeresauflöserin“ – und hat nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil, nicht nur der vordergründige Friedensappell, sondern vor allem die emanzipatorische Kraft, welche dem Stück zugrunde liegt, überraschen auch heute noch in einer Zeit, in der #MeToo-Debatten und Geschlechterkampf längst nicht am Ende angelangt sind.
Mit viel Engagement folgen Schauspieler und Regisseur Alex Novak der bekannten Geschichte – uraufgeführt im 20. Jahr des Peloponnesischen Krieges –, bei der es in zotigderben Texten um die durch Enthaltsamkeit der Frauen Athens und Spartas zum Frieden gezwungenen Männer geht: Luftballon-Schlangen werden als Phallus-Symbole aufgeblasen, die reife Titelfigur stöckelt in güldenen Platons über die goldgetünchte Bühne und deren Nebenbuhler in rotem Netzstrumpf-Overall wechseln die vermeintlich weiblich-männlichen Seiten – hiermit findet man sich in der Ästhetik irgendwo zwischen Commedia dell’arte und „Some like it hot“ wieder.
Das ist nicht selten zu viel des Guten, vor allem, wenn die Darsteller ihre eigentlich famos vorgeführten Zwiegespräche mit Tier- und Brunftgeräusche unterbrechen oder zu unmotivierter musikalischer Untermalung tanzen. Doch die Lacher des Publikums bleiben aus. „Das hier ist ernst“, heißt es im Text, „und weil’s so ernst ist, nur mit Witz und Spiel im kecken Gleichnis zu ertragen“. Komödie gilt nicht umsonst als das Schwerste im Theater, und Lachen will gelernt sein. Gespannt sein darf man an Ort und Stelle daher auf die zweite Premiere von Goethes „Iphigenie“ (Regie Sven Schöcker) am 17. Juli, bei der es heißen wird: Drama, Baby!
ANNA BEKE
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