CD

Melancholie und Abenteuerlust

von Redaktion

Im September 2004 gab das Quartett des polnischen Trompeters Tomasz Stanko in der Muffathalle ein fulminantes Konzert, das man nun auf diesem Album nachhören kann. Nach gut einer Dekade des Zusammenspiels mit seinen jungen Landsleuten an Klavier, Bass und Schlagzeug hatte das Quartett einen Höhepunkt intuitiver Kommunikationsfähigkeit erreicht. Und auch der damals 62-jährige Stanko befand sich in Bestform: Mit der leichten Heiserkeit seines unverkennbaren Trompetentons bläst er seine zwischen Melancholie und Abenteuerlust balancierenden Themen und spinnt daraus asymmetrische Melodiegirlanden von rauer Schönheit. Die Improvisationen des Quartetts geraten durchwegs animierter, risikofreudiger, dynamischer als auf den ebenfalls gelungenen drei Studioalben in gleicher Besetzung. So bleibt am Ende dieses einstündigen Paradebeispiels europäischer Jazz-Sensibilität eigentlich nur die Frage: Wieso ist diese Sternstunde fast 20 Jahre in den Archiven liegen geblieben?
RUN

Tomasz Stanko Quartet:

„September Night” (ECM).


★★★★★ Hervorragend

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