Glitzernder Sopran: Sängerin Golda Schultz. © Heinz Weißfuß
Ein „herzig’s Veilchen“ wird bereits von Mozart besungen, und natürlich widmet sich auch der große Liedkomponist Franz Schubert der im Verborgenen blühenden Viola. Ihre, vom Schneeglöcklein eingeläutete Geschichte, in der das blaue Blümchen vom Frühlings-Bräutigam träumt, aber von „Rose, Tulp‘ und Narziss“ verdrängt wird und traurig verwelkt, erzählen Golda Schultz und Jonathan Ware zart, dennoch eindringlich und gefühlsintensiv, so, dass das Publikum ein kleines Drama miterlebt. Mit drei Schubert-Liedern von Mensch und Natur eröffneten die Sopranistin und ihr Begleiter am Klavier den FestspielLiederabend am Samstag im seltsamerweise nicht ausverkauften Münchner Prinzregententheater.
Golda Schultz, seit ihrer Zeit im Opernstudio geliebt und gefeiert, ist längst auf den großen Bühnen der Welt erfolgreich und eine Rückkehr an die Isar ein Fest. Beschenkt mit diesem glitzernden und doch warmen Sopran, den sie auf weitem Atem bruchlos, geschmeidig und nuanciert führt, gehört Richard Strauss natürlich zu ihren Favoriten. Da pendelt die charmante Künstlerin, von Ware adäquat unterstützt, zwischen aufschäumendem Jubel und sanfter Ruhe. Hinreißend.
Aber Golda Schultz hat mehr im Gepäck – Lieder der Komponistinnen Clara Schumann, der noch spätromantisch angehauchten Rebecca Clarke und Zeitgenössisches von Kathleen Tagg. Im von Männern dominierten Liedrepertoire geht es ihr darum, Frauenstimmen hörbar zu machen. Dabei beeindrucken vor allem die vom Interpretenteam in Auftrag gegebenen Lieder der (wie Schultz) aus Südafrika stammenden Kathleen Tagg. Da wird auch in den Texten von Lila Palmer ein neuer (Frauen-)Ton angeschlagen – selbstbewusst, selbstbestimmt, ironisch und doch auch verletzlich. Golda Schultz trifft ihn perfekt, wie Jonathan Ware, der dabei auch mal in den offenen Flügel greifen darf. Blumen und Standing Ovations.
GABRIELE LUSTER