CD

Freud, übernehmen Sie!

von Redaktion

Im Grunde ist Eminem ja ein Fall für den Psychoanalytiker. Der Rapper schuf sich vor gut 25 Jahren ein Alter Ego, Slim Shady, das er ungefiltert Schmutz und Schmähungen raushauen ließ – nach Freud also sein „Es“. Nachdem er seinen Mr. Hyde lange eingemottet hatte, kramt Eminem ihn nun wieder hervor – um ihn auf dem neuen Album „The Death of Slim Shady (Coup de Grâce)“ publikumswirksam sterben zu lassen und geläutert in eine neue Schaffensphase einzutreten. Oder in Frührente zu gehen, wer weiß das schon. Er wies seine Fans via Instagram sogar an, das Album in chronologischer Reihenfolge zu hören. Denn auf jede Beleidigungs-Kanonade wie „Habits“ folgt die Relativierung (es spricht gewissermaßen Freuds „Über-Ich“), dass man das so ja nicht (mehr) sagen dürfe. Am Ende gibt es den Showdown im Song „Guilty Conscience Pt. 2“. Die wüsten Attacken gegen alles und jeden muss man freilich aushalten können – trotz passabler Beats und eingängiger Refrains. Und dass ein Schandmaul wie Eminem sich in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt fühlt, ist natürlich der eigentliche Witz der Platte. „Es“ hin oder her.

Eminem:

„The Death of Slim Shady (Coup de Grâce)“ (Universal).


★★★☆☆ Annehmbar

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