In Europa wie in den USA stehen sie im Mittelpunkt hitziger Diskussionen und politischer Polarisierungen. Fast immer ist es dabei der Blick von außen, der Migranten beschreibt, bewertet und kategorisiert. Nur selten dagegen melden sie sich selbst zu Wort, und noch seltener schreiben sie dicke Bücher über ihre Fluchterfahrungen. Insofern ist das fast 500 Seiten starke Werk von Javier Zamora über seine Flucht aus dem Bürgerkrieg von El Salvador in die USA etwas Besonderes. Noch wertvoller ist es, weil das Buch aus der Perspektive eines Kindes geschrieben ist. Denn Zamora war erst neun Jahre alt, als er 1999 ohne elterliche Begleitung die gefährliche Flucht in den Norden antrat. Deshalb der Titel „Solito“ – „ganz allein“. Der Bericht ist radikal subjektiv aus Sicht des Buben geschrieben und dadurch besonders anrührend. Auch wenn ein paar Kürzungen die dramatische Wucht schmälern, ist dies ein aufwühlendes und zu Herzen gehendes Buch.
SP
Javier Zamora:
„Solito“. Kiepenheuer & Witsch, 496 Seiten; 26 Euro.
★★★★★ Hervorragend