Rührende Zeitreise

von Redaktion

Haindling-Abschied auf dem Tollwood

Haindling und das Tollwood, das ist eine Liebesgeschichte für sich. „Wir waren die erste Band, die auf dem ersten Tollwood im Jahr 1988 gespielt hat”, erzählt Sänger HansJürgen Buchner. Damals hatte der Frontmann sogar einen Stand auf dem Gelände, wo er als Porzellanmeister Kunsthandwerk verkaufte. Seitdem war die Gruppe dort über 20 Mal zu Gast, auch bei ihrer Abschiedstournee begeisterte sie eine gut gefüllte Musik-Arena. Wobei es kein Abschied für immer sein muss, denn eine Hintertür hält sich Buchner offen: Einzelne Konzerte soll es auch in Zukunft geben.

Vergangenes Jahr musste er krankheitsbedingt pausieren (wir berichteten). Auf dem Tollwood zeigt er sich nun jedoch in bester Form, immer wieder bricht das Publikum in Begeisterungsstürme aus. Anlässe gibt es einige, denn Buchner hat alle alten Hits dabei: Angefangen von „Lang scho nimmer gsehn“, „Paula“ aus der BR-Serie „Zur Freiheit“ mit Ruth Drexel oder den Ohrwurm „Du Depp“. Die Songs haben nichts von ihrem augenzwinkernden Charme verloren, zu dem auch die zahlreichen MultiInstrumentalisten der Band beitragen. Musik und Texte ergründen die bayerische Identität, sind aber mehr denn je auch auf die politischen Krisen unserer Tage und den Klimawandel anwendbar. Fast meint man, Buchner habe damals in die Zukunft blicken können.

Nostalgie pur ist der Besuch des sichtlich gerührten Ehrengasts Ottfried Fischer auf der Bühne, während Haindling die Titelmelodie der Serie „Irgendwie und Sowieso“ spielen. Passend dazu ist auch Regisseur Franz Xaver Bogner unter den Zuschauern, für den Buchner mehrere Titelmelodien schrieb. Die Fangemeinde ist der Band treu geblieben und in den vergangenen vier Jahrzehnten mit ihr gealtert. Hinterher berichten Fans von der einen oder anderen Träne in den Augen während des Konzerts. Rührung herrscht auch bei Buchner vor, als er zum Abschluss nach über zwei Stunden ruft: „Sauba war’s mit eich!“
MICHAEL HELLSTERN

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