Das gute Mädchen, die Mutti, die Powerfrau, das Opfer und die Bitch – Sophia Fritz nimmt sie alle unter die Lupe. In ihrem Buch „Toxische Weiblichkeit“ geht sie verschiedenen gesellschaftlichen Rollenbildern von Frauen auf den Grund. Andere Frauen als Konkurrentinnen zu sehen, sie heimlich zu verurteilen, weil sie sich zu aufreizend geben oder aber zu angepasst sind – während man sich eigentlich mehr Gleichberechtigung wünscht? Fritz gelingt es, innere Widersprüche aufzuzeigen, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Dabei ist sie empathisch und unangenehm zugleich – und fängt zuallererst bei sich selbst an. Sie betont: Mehr Gleichberechtigung könnte auch für Männer ein besseres Leben bedeuten. Das Buch ist ein mutiger Beitrag zum feministischen Diskurs, aber auch eine sehr theoretische Auseinandersetzung, die Einsteiger herausfordern könnte. Fritz gibt keine endgültigen Antworten, sondern regt zum Reflektieren an und lädt dazu ein, mal wieder ein ehrliches Gespräch mit sich selbst zu führen.
LEFI
Sophia Fritz:
„Toxische Weiblichkeit“. Hanser Berlin, 192 Seiten; 22 Euro.
★★★★☆ Lesenswert