Reiche musikalische Ernte fährt dieses deutsch-schweizerisch-griechische Quintett ein, indem es Lieder aus dem politischen Widerstand für zwei Saxofone, Vibrafon, Bass und Schlagzeug mit subversivem Witz so arrangiert, dass die Arbeiter- und Partisanenhymnen ihre Wiedererkennbarkeit und Würde behalten, aber auch die Improvisationsfantasie heutiger Jazzer entzünden. „Die Moorsoldaten“ marschieren ebenso wie „Junge Pioniere“, Paul Dessaus „Friedenslied“ steht neben dem „Marsch Nr. 2“ aus Mauricio Kagels „10 Märsche, um den Sieg zu verfehlen“. Das hat Charme und Überraschungspotenzial, wenn ein Marschrhythmus plötzlich in eine kernig-ruppige freie Improvisation eskaliert, aber ebenso wundersam wieder in die Form zurückfindet. Das Pathos vieler Lieder wird zwar ernst genommen, aber auch ohne falsche Ehrfurcht raffiniert und schräg dekonstruiert. Ein intelligenter neuer Ansatz, dessen Originalität für abwechslungsreichen Hörspaß sorgt und einen von hinten durch die Brust ins Ohr daran erinnert, dass auch der Jazz mal eine Musik des Widerstands war.
RUN
Ernte:
„Ernte“ (Enja).
★★★★☆ Hörenswert