Klangschön

von Redaktion

Liederabend mit dem französischen Bariton Ludovic Tézier

Im intim abgedunkelten Saal des Prinzregententheaters sang Ludovic Tézier. © Wilfried Hoesl

Liederabende werden von vielen Opernstars gerne mal zur Stimmhygiene absolviert, um ihr Instrument flexibel zu halten. Und so ergab es durchaus Sinn, dass auch Ludovic Tézier vor der Festspiel-Wiederaufnahme der „Tosca“ nun zu einem Liederabend ins Prinzregententheater einlud. Ganz austreiben ließ sich das Bühnentier bei ihm aber dann doch nicht. Wenn er etwa schlagfertig mit dem Publikum witzelte, als er vor Mahlers „Rückert-Liedern“ zunächst noch die in der Garderobe vergessene Brille holen musste, um in die Noten spicken zu können.

Mitgelesen hätte man auch im Publikum gerne. Doch wie der französische Bariton bei seiner Begrüßung voranschickte, hatte er den Saal zum Wohl einer dem Genre angemessenen Intimität abdunkeln lassen. Ein Plan, der sich mit klarerer Diktion und weniger Kraftmeierei aber vielleicht besser hätte umsetzen lassen. Tézier sang sich da zwar durchwegs klangschön und mit viel Sinn für farbliche Schattierungen durch Berlioz’ „Les Nuits d’été“, widmete den Texten aber nur selten dieselbe Aufmerksamkeit. Die Balance mit seiner zurückhaltend begleitenden Pianistin Maria Prinz wollte sich so nur langsam einstellen. Wobei das Duo gerade in der fünften Episode „Auf dem Friedhof“ demonstrierte, was möglich gewesen wäre.

Ganz in seiner Wohlfühlzone angekommen schien Tézier erst auf der Zielgeraden. Als er nach dem zum Übergang Richtung Oper perfekt geeigneten „Abendstern“ aus Wagners „Tannhäuser“ gleich noch einen kurzen Ausblick auf sein bevorstehendes Pariser Rollendebüt als „Rheingold“-Wotan bot. Selbstbewusst, den Herrschaftssitz Walhall fest ins Auge gefasst, aber mit Klavierbegleitung doch eher wie eine Arbeitsprobe wirkend, die sich als Zugabe vermutlich besser angeboten hätte als Schubert oder Strauss. Da hätte der Franzose gerne mehr von seinen Entertainer-Qualitäten zeigen dürfen, die er an diesem Abend in seinen kurzen Ankündigungen ebenso unter Beweis stellte wie in seiner gefühlvollen Darbietung des Yves-Montand-Klassikers „Les feuilles mortes“.
TOBIAS HELL

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