Die Rolling Stones hatten in den Achtzigern eine Durststrecke durchlitten – und die Fans erst! Entsprechend euphorisch empfingen sie nach fünf Jahren Funkstille 1994 das Album „Voodoo Lounge“. Bassist Bill Wyman war gegangen, Grunge und Gangsta-Rap waren gekommen, aber all das focht die alten Streithammel Mick Jagger und Keith Richards nicht an. Sie wollten – frisch versöhnt – mit einem „klassischen“ Stones-Album zurückkommen. Und unter der Ägide von Produzent Don Was gelang ihnen das auch. Allerdings mit Abstrichen. Denn die CD-Ära stand in voller Blüte, so ein Silberling fasste 74 Minuten – 62 sollten es schon sein. Also gab es nach einer starken ersten Hälfte („Love is strong“, „You got me rocking“, „The Worst“ und andere) arg viele Flachsen in der zweiten. Das fiel bei der originalen Doppel-Vinyl-Ausgabe besonders auf, und das tut es nun auch bei der Neuveröffentlichung zum 30-Jährigen. Aber wer will schon meckern, wenn er das so lange als Rarität gehandelte Album jetzt als schmucke farbige Ausgabe – eine LP gelb, eine rot – sein Eigen nennen kann?
LÖ
The Rolling Stones:
„Voodoo Lounge“ (Universal).
★★★★☆ Hörenswert