Die Lovestory geht weiter

von Redaktion

Taylor Swift gibt im Olympiapark eine umjubelte Konzert-Zugabe – Heiratsantrag inklusive

Der publikumswirksame Heiratsantrag auf der Stadiontribüne war natürlich erfolgreich. © Vit / hangenFoto, Münchner Gesindel

Die Macht in ihrem Zeigefinger: Taylor Swift dirigierte auch bei ihrem zweiten München-Konzert mühelos die Massen.

Die meisten würden für einen Heiratsantrag ja die traute Variante bevorzugen: zu zweit unterm Sternenhimmel. Aber wenn schon vor Publikum, dann so richtig. Das scheint sich der junge Mann gedacht zu haben, dessen romantische Aktion am Tag nach Taylor Swifts zweitem Party-Abend im Olympiapark online viral geht. Während „Taytay“ am Sonntag auf der Bühne ihren alten Hit „Love Story“ singt, fällt er vor seiner Holden auf die Knie und hält um deren Hand an. Wie die Plattform „Münchner Gesindel“ auf Instagram dokumentiert, kann sie ihr Glück kaum fassen. Das JA ersäuft im Lärm – aber ihr Kuss sagt alles.

So ein Abend mit Swift ist eben vieles: romantisch, ausgelassen, albern, wehmütig – und für alle, die dabei waren, unvergesslich.

„Taytay“ dirigiert das Publikum, als hätte sie eine Fernbedienung im Blick

Was für ein ganz und gar einzigartiger Popstar Taylor Swift ist, erkennt man bei diesem zweiten Münchner Konzert nach dem Song „Champagne Problems“. Swift ist bei der Reise durch ihr Schaffen mittlerweile bei den waldgeisterhaften Alben „Folklore“ und „Evermore“ angekommen, darum ist die Bühne mit Bäumen und einem Hexenhaus verziert. Taylor drückt nun also den letzten Akkord ins mit Moos bewachsene Klavier, da bricht Jubel aus. Und dieser Jubel will einfach nicht aufhören. Die Sängerin nimmt sich die Stöpsel aus den Ohren, um die ganze Wucht des Wahnsinns mitzukriegen. Und sie schaut, als könne sie das alles nicht fassen.

Das Umwerfende an der Szene ist nicht ihre angebliche Spontaneität, Swift hat das schon am Abend zuvor gemacht, anderswo sicher auch. Es ist die Art, wie sie mit ihren Fans kommuniziert. Sie schaut verzückt unters Zeltdach des Olympiastadions, schon kommt der Lärm von dort, sie rollt die Augen in die andere Richtung, da brandet der Beifall von der Gegengeraden. Als hätte sie eine Fernbedienung im Blick. Ganz am Anfang schon spielt sie das Applaus-Spiel mit dem Zeigefinger. Sie deutet in eine Richtung – und erntet punktgenau Radau. Dann fährt sie mit dem Finger in der Luft die Ränge ab und erzeugt so die La-Ola-Welle. „Ihr gebt mir das Gefühl, sehr mächtig zu sein!“, sagt sie kokett.

Sie und ihre fantasievoll herausgeputzten Swifties sind wirklich eine Macht. Und manchmal hat man das Gefühl, als spielten sich in diesen drei Stunden zwei parallele Konzerte ab. Swift, die auf der „Eras“-Tour ja gebündelt Songs von fast allen Alben ihrer 18-jährigen Karriere aufführt, verballert den Großteil der Super-Hits bereits am Anfang und in der Mitte, wenn die LPs „Lover“, „Red“, „Fearless“ und „1989“ an der Reihe sind. Gegen Ende verliert das Spektakel trotz des vielfältigen und umwerfenden Bühnendesigns (immer passend zum jeweiligen Album) ein wenig an Dampf, sind doch die Song-Bündel von „The tortured Poets Department“ und „Midnight“ nicht ganz so infektiös wie die aus der, salopp gesagt, Cheerleader- und Disco-Pop-Ära.

Diesen Eindruck vom Konzert haben aber auch nur Uneingeweihte. Für die Swifties, die mit dem Star untrennbar verbandelt sind, ist jedes Lied gleich bedeutsam. Sie singen die Bridge von „Cruel Summer“ besonders laut, halten zu „Fearless“ Papierherzen hoch und zu „Willow“ orangefarbene Luftballons. Aber sie feiern genauso „Bejeweled“ und „Down Bad“ – und als Taylor in ihrem Überraschungs-Akustik-Teil „Don’t You“ erstmals live bringt, zusammen mit dem ebenfalls nicht oft gespielten „I don’t wanna live forever“, brennt die Hütte. Man hat mitunter das Gefühl, Swift könnte das Singen einfach einstellen und die Fans machen lassen. Wie steht auf dem T-Shirt eines Swifties: „It’s a Taylor thing – you wouldn’t understand.“

So ganz verstehen muss man es nicht – schön ist es trotzdem. Vom ersten „Servus! Wie geht es Euch?“, als ihr die Ränge des Stadions in der Abendsonne zu Füßen liegen wie ein bunt funkelnder Tatzelwurm, bis zum Schluss-Feuerwerk zu „Karma“. Sie grüßt auch die Fans auf dem Olympiaberg. „Ist das nicht Wahnsinn? Wir spielen nicht nur für 74 000 schöne Menschen in diesem Rund, sondern zusätzlich noch 50 000 da draußen!“ Dies sei ihr letztes Konzert in Deutschland. „Ich kann nicht sagen, wie dankbar ich bin für die Zeit!“

Die Fans geben ihr das Kompliment gerne zurück. Jeder und jede Einzelne hatten an diesem Abend ihre eigene Lovestory mit Taylor.
JOHANNES LÖHR

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