Der Vater des Prinzen

von Redaktion

Pilot und Autor Antoine de Saint-Exupéry starb vor 80 Jahren

Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry posiert vor seinem Flugzeug. © picture-alliance / dpa

Das Cover des Buches „Der kleine Prinz“. © Karl Rauch

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Diese Sätze sind nicht nur Literaturkennern vertraut. Der kleine Prinz, der die weisen Worte spricht, hat mit seiner Geschichte über Freundschaft und Vertrauen schon Generationen verzaubert. Ihr Erfinder kehrte nie von jenem Flug zurück, der vor 80 Jahren, am 31. Juli 1944, startete.

Antoine de Saint-Exupéry, geboren 1900, war französischer Berufspilot – und schrieb eher nebenbei. Dennoch war er schon zu Lebzeiten als Autor anerkannt. Bei Aufklärungsflügen erlebte er den Blitzangriff der Deutschen auf Nordostfrankreich mit. Ende 1940 reiste er nach New York und verarbeitete die Kriegserlebnisse in „Pilote de guerre“.

Parallel dazu entstand die Idee zu einer Geschichte, die in Erinnerung ruft, was die Menschen verbindet – nicht nur der Krieg machte dem Piloten zu schaffen, auch Eheprobleme. Ständig kritzelte und zeichnete er ein Männchen, erinnerte sich daran, dass er nach einer Bruchlandung einmal mitten in der Sahara auf sich gestellt gewesen war – als Proviant hatte er eine Thermosflasche mit Kaffee, einen Viertelliter Weißwein und ein paar Trauben für sich und seine Mechaniker dabeigehabt. Nach ein paar Tagen begannen sie zu halluzinieren, bis eine Karawane sie rettete.

So ließ der Autor seine Fabel – in Anlehnung an sein Wüsten-Abenteuer – in karger Kraterlandschaft spielen. Aus seinem Männchen war mittlerweile ein Königssohn im Hosenanzug geworden. Insgesamt wurde „Der kleine Prinz“ als Kritik an Egoismus und Konsumstreben gelesen – und als Plädoyer für Fantasie, für das Festhalten an Mitmenschlichkeit und dem kindlich-unverstellten Blick auf die Welt. Im April 1943 veröffentlichte der US-Verlag Reynal & Hitchcock das Buch. Inzwischen wurde es in über 500 Sprachen übersetzt – nach Bibel und Koran gilt es damit als das am häufigsten übersetzte Werk der Weltliteratur.

Die philosophischen Betrachtungen werden so oft in christlichen Gottesdiensten zitiert, dass sie schon als „fünftes Evangelium“ bespöttelt wurden. Manche Aussagen des kleinen Prinzen scheinen zukunftsweisender denn je, zum Beispiel: „Wenn man seine Morgentoilette beendet hat, muss man sich ebenso sorgfältig an die Toilette des Planeten machen.“

Sein Erfinder erlebte diesen Erfolg nicht mehr mit. Erst 1998 wurde ein Armband von ihm im Meer gefunden. Ein Suizid des schwer depressiven Schriftstellers lässt sich ebenso wenig ausschließen wie ein Abschuss oder ein technischer Defekt.
DPA

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