Groß, größer, Adele: Am Freitagabend spielte sie das erste von zehn Konzerten in München-Riem. © Uwe Lein/dpa
Jetzt erstmal durchschnaufen. So sieht Erleichterung aus. Doch nicht nur Adele ist am Freitagabend überwältigt. Alle, die nach Riem gekommen sind, hören ihr „Hello“ – und antworten mit einem 75000-fachen Servus, Bonjour, Ciao. Die Welt zu Gast bei Freundin Adele.
„Krass, krass, krass, das ist der Hammer“, ruft die Lady in Reihe drei. Dabei ist die Bezeichnung Reihe 3 irreführend. Ganz vorne sitzt und steht an diesem Abend im Grunde jeder. Durch diese gigantische, 220 Meter lange Leinwand sind auch die auf den hinteren Plätzen nah dran am 36-jährigen Superstar. Und seien wir ehrlich: Auf den Rängen gegenüber der Bühne des Olympiastadions siehste das, was dort passiert, auch nur noch durch die Vergrößerung auf der Videoleinwand.
Das hier ist next Level.
Fühlt auch Adele. „Ich untertreibe, wenn ich sage, was für eine verdammte Angst ich habe.“ Adele-Konzerte, so heißt es, und so sieht man es in Mitschnitten, bedeuten immer viel Interaktion mit dem Publikum. Aber wie soll das gehen bei einer solch gigantischen Arena? Liebe Leute, es geht. Der Klang ist überirdisch gut, fast schon zu perfekt. Klingt für unsere Kopfhörer-gewöhnten Ohren exzellent abgemischt wie auf dem Studioalbum. Aber geht direkt ins Mark.
Um 20.36 Uhr wird bereits der erste Heiratsantrag gemacht, um 20.37 Uhr sagt der Gefragte ja, um 20.38 Uhr fragt Adele gerührt: „Wie lange seid ihr zusammen?“ – „Seit 17 Jahren“, spricht der eine der beiden verliebten Herren, und sackt fast zusammen vor Ergriffenheit.
Genau das ist das Großartige an der großen Leinwand, schwärmt Adele, die jetzt am liebsten „Make you feel my Love“ singen würde („aber das kommt leider erst später“): „Wenn ich meine Arme ausstrecke, ist es, als würde ich euch umarmen.“ Sie tut‘s mit ihren sympathischen Sprüchen, ihrem ehrlichen Lachen, dem Einladen von zwei kleinen Fans auf die Bühne – und dann und wann mit einem Schluck aus ihrem Bierkrug. Was für ein Start in die Konzertreihe. Die ausführliche Kritik lesen Sie am Montag.
KATJA KRAFT