Märchenhaftes Musical

von Redaktion

„Aschenputtel“ feiert mit hohem Tempo im Deutschen Theater Premiere

Bezauberndes Paar: Soufjan Ibrahim und Myriam Akhoundov als Aschenputtel und ihr Prinz. © Hendrik Nix

„Das Märchen vom verlorenen Schuh“ lautet der Untertitel zu „Aschenputtel“, dem Musical, das ab sofort im Deutschen Theater in München zu sehen ist. Eigentlich überflüssig, diese Erklärung. Als ob es irgendwo auf der Welt jemanden geben könnte, der diese Geschichte der Gebrüder Grimm nicht kennen würde. Egal ob sie nun „Cinderella“, „La Cenerentola“, „Cendrillon“ oder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ heißt – von der Halbwaisen mit der bösen Stiefmutter, den Erbsen, dem Prinzen, dem Ball, dem verlorenen Pantoffel und dem ganzen „Ruckedigu, Blut ist im Schuh“ bis zum obligatorischen Happy End hat jeder schon mal gehört. Als Märchen, als Zeichentrick, als Oper oder Realverfilmung. Mittlerweile dürfte jede Generation ihre eigene Fassung haben, so universell und unverwüstlich ist der Stoff. Ursprünglich für die Brüder-Grimm-Festspiele in Hanau haben Komponist Marc Schubring und Autor Franz-Lorenz Engel aus dem Plot ein liebenswertes Musical für die ganze Familie erschaffen.

Das Tempo ist von Anfang an hoch: Eben beklagen Konstanze (Myriam Akhoundov) und ihr Vater Clemens (Benedikt Selzner) den Tod der Mutter und Gattin im Duett, „Warum so früh, warum gerade sie“, da hat der Mann schon eine neue Gemahlin am Arm: Dorabella (Elisabeth Ebner), die auch noch zwei Töchter gleichen Alters mit in die Ehe bringt. „Alles wird gut“ singen daraufhin die gute Fee Griseldis (Alexandra Farkic) und Konstanze gemeinsam. Man weiß ja, wie sehr sie sich irren. Nicht erst, als die junge Frau in die Küche verbannt und als Aschenputtel verspottet wird.

Die sehr genau durchdachte Regie von Bart De Clercq macht das allein durch die Beleuchtungswechsel und die Kostüme deutlich. Während zuvor noch Weiß und Gold den Bühnenraum bestimmten, dominieren ab dem herrlichen ersten Auftritt der bösen Stiefmutter grelles Gelb und Türkis die Szenerie. Fantasievoll werden Licht oder Kleidung immer wieder geringfügig variiert, um auf der mit drei Treppen versehenen Bühne des Theaters mal das Elternhaus Konstanzes oder Speise- und Ballsaal im Königsschloss anzudeuten. Das ist von Bühnenbildner Hans Winkler jeweils schlicht, aber effektvoll umgesetzt und gibt allen Ensemblemitgliedern die Möglichkeit zu glänzen. Auch Nebenrollen wie dem Herold Gerold (Kevin Arand) oder dem vierköpfigen Chor.

Insgesamt hat man sich deutlich am bewährten Disney-Prinzip orientiert: Für alle Altersgruppen ist hier etwas dabei. Bonmots und Anspielungen für die Erwachsenen, Slapstick für die Kleinen und sofort ins Ohr gehende Melodien für alle. Erwartungsgemäß hat Myriam Akhoundov als titelgebendes Aschenputtel den größten Part zu stemmen. Sie erfüllt das mit Bravour. Ihr Sopran klingt voll und satt und der Text ist stets gut verständlich. Auch von Soufjan Ibrahim als Prinz Benedikt bekommt man jedes Wort mit, wenn er etwa verlangt: „Ich will ich selber sein.“ Das lässt sich über Elisabeth Ebner leider nicht durchgehend sagen. Sie verkörpert die Rolle der bösen Stiefmutter zwar mit viel Energie und wunderbar gemein. Doch in ihrem letzten Lied versteht man den Text nur schwer. Was gerade für die Jüngsten im Publikum, die das Märchen noch nicht in- und auswendig kennen, schwierig ist. Bis zum großen Finale hat man über zwei Stunden lang viel Spaß. Für Kinder ist dieses „Aschenputtel“ aber der Dauer wegen erst ab dem Grundschulalter zu empfehlen.
ULRIKE FRICK

Bis 10. August

Infos unter www.deutsches-theater.de/aschenputtel/

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