„Wir werden nie Freundinnen“

von Redaktion

Anouschka Renzi über die Premiere von „Bette und Joan“ mit Désirée Nick

„Es gab ganz schön viele Spannungen und Krach“, erinnert sich Anouschka Renzi (li.) an die Proben mit Désirée Nick zu „Bette und Joan“. © Frank Zauritz

Zuerst einmal klingt’s nach einem cleveren Coup: Anfang der Zweitausenderjahre arbeiteten sich die Schauspielerin Anouschka Renzi und die Entertainerin Désirée Nick in einem erbitterten Zickenkrieg aneinander ab. Renzi hatte sich 2003 für den „Playboy“ ablichten lassen. Nick (67) griff in ihren Varietéprogrammen daraufhin Renzis Schönheitsoperationen auf. Der Streit landete vor Gericht. Über den schließlich geschlossenen Vergleich wird bis heute Stillschweigen bewahrt. Um diese Frauen zusammen auf eine Bühne zu bringen, braucht es Mut. Theaterleiter René Heinersdorff brachte diesen auf und schickte die einstigen Streithennen gemeinsam auf Tournee. Mit dem legendären Zank-Stück „Bette und Joan“ von Anton Burge machen sie nun in der Komödie im Bayerischen Hof Station. Bis zum 1. September lassen die beiden dort die Hollywood-Diven Bette Davis und Joan Crawford aufeinanderprallen, deren Rivalität während der Dreharbeiten zum Film „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ zur Legende wurde. Vor der Premiere heute Abend sprachen wir mit Renzi, die am Dienstag ihren 60. Geburtstag feierte.

Stückauswahl und Besetzung wirken ziemlich kalkuliert…

Ich hatte wirklich absolut kein Interesse daran, Désirée Nick in meinem Leben noch einmal nahezukommen. Aber unsere jeweiligen Manager haben immer wieder angeregt, einmal etwas zusammen zu machen, weil das öffentliche Interesse an dem Streit damals offenbar recht groß war.

Sie waren dann zu Gast in Nicks Podcast.

Als ich aus dem Dschungel (Renzi nahm 2022 an der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ teil; Anm. d. Red.) zurück war, hat sie mich mit Anrufen förmlich bombardiert, ich solle unbedingt in ihren Podcast „Lose Luder“ kommen. Das habe ich irgendwann gemacht, und es war okay. Sie hat zwar die meiste Zeit selbst geredet, aber ich hatte endlich meine Angst vor ihr überwunden. Als wir anschließend mal essen gingen, haben wir zusammen René Heinersdorff angerufen. Der hatte die Idee, ein Stück für uns zu schreiben. So kam das Projekt schließlich auf.

Die Komödie „Bette und Joan“ gab’s ja aber schon.

Genau. Désirée meinte, es gäbe doch ein tolles Stück. Das hatte sie vor acht Jahren mit Manon Straché gespielt. Na ja, und ein Jahr später nahm das Ganze konkrete Formen an.

Sie haben inzwischen an einigen Orten gemeinsam auf der Bühne gestanden und leben beide noch. Ein gutes Zeichen, oder?

Die Proben verliefen sehr anstrengend. Es gab ganz schön viele Spannungen und Krach, aber das ist mir jetzt egal. Wir werden niemals Freundinnen. Aber wir sagen uns „Guten Tag“ und nach der Vorstellung „Auf Wiedersehen“ und alles ist gut. Am Anfang hat mich das sehr belastet, weil ich gerne freundschaftlich wäre mit ihr. Aber das geht anscheinend nicht. Sie hat irgendwie eine Aversion gegen mich. Dagegen kann ich nichts tun. Dementsprechend bin ich jetzt ganz entspannt. Ich versuche, meine Arbeit zu machen. Es sind ja nur 20 Vorstellungen.

Sie haben als Tochter von Eva Renzi und Paul Hubschmid die Schauspielerei noch vor Ihrer Ausbildung quasi mit der Muttermilch aufgesogen, machen seit Langem Kino, Fernsehen und Theater. Hatten Sie keine Sorge, dass Désirée Nick Ihr feiner akzentuiertes Spiel mit ihrer eigenen, doch sehr speziellen Bühnenpräsenz wie eine Dampfwalze plattmacht?

Sie ist einfach extrem in ihrer Art. Aber es geht. Sie bringt sehr viele von ihren Slapstick-Elementen in das Stück mit ein. Sie ist eine einzige OneWoman-Show, weiß um Effekte und Gags und kann sich sehr geschickt in Szene setzen. Ich dagegen spiele aus dem Bauch oder aus dem Herzen heraus und diese Tricks beherrsche ich nicht. Aber der Unterschied zwischen uns, der macht das Anschauen gerade interessant. Am Ende ist es ein gutes Stück. Es sind zwei sehr spannende Figuren. Désirée wird halt oft „La Nick“ zwischendurch und ich bin einfach nur ich. Ich hoffe nur, dass dieses Zusammenspiel auf der Bühne den Menschen gefällt. Vielleicht sogar die Szene im Dschungelcamp, die extra reingeschrieben wurde.

Im Dschungelcamp waren Sie beide, Nick im Jahr 2004 und Sie vor zwei Jahren. Würden Sie’s heute noch mal machen?

Ich hatte vorher 13 Mal abgesagt. Es war also nicht mein Wunschtraum. Aber ich habe da so viel Geld verdient…

Ich weiß, dass über Zahlen immer nicht gesprochen werden darf…

Ich habe in zwei Wochen Dschungelcamp so viel verdient wie mit zwei Jahren Theaterspielen.

Premiere

ist heute, 19.30 Uhr; weitere Vorstellungen bis 1. September; Telefon 089/ 29 28 10.

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