Raus aus der Versenkung

von Redaktion

Beth Ditto bringt mit Gossip die Münchner zum Tanzen

Macht Mut, seinen eigenen Stil zu leben: Beth Ditto. © Archiv

Gossip sind zurück! 2016 hatte sich die US-Band getrennt und Sängerin Beth Ditto den Fokus auf ihr Solo-Album gelegt. Doch 2023 folgte das Comeback, gekrönt vom jetzigen neuen Album „Real Power“. In der ausverkauften Neuen Theaterfabrik zeigt sich am Sonntagabend schnell, dass Ditto nach wie vor eine Ausnahmekünstlerin ist. Mühelos erklimmt ihre Soulstimme jede Tonlage – und sie klingt live mindestens so gut wie auf ihren Studioaufnahmen. Optisch vereint sie Glamour und Punk, im Glitzer-Outfit mit orangenen Haaren. Seit Jahren setzt sie sich für das Hinterfragen gängiger Schönheitsideale ein und für Diversität. So wurde sie zu einer Ikone von Lesben, Schwulen und Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen. Und auch musikalisch verschwand die Band nie komplett in der Versenkung, denn im Radio laufen Songs von Gossip nach wie vor, allerdings meist die alten Hits.

Live pulverisieren Gossip dann aber die Genregrenzen: Mal flirten Punk-Elemente mit Pop, mal vereinen sich Rock und Dance. Das geht schnell in die Beine und beim sehr tanzbaren „Move in the right Direction“ hält kaum einer still. Allerdings wird auch klar, warum der Hype um Gossip vor knapp zehn Jahren wieder abebbte. Viele der unbekannteren Songs klingen ähnlich und häufig scheint das Publikum die Titel nicht voneinander unterscheiden zu können. Ratlose Blicke sind die Folge.

Die Show ist trotzdem großartig, was vor allem an einer Beth Ditto in Plauderlaune liegt. Immer wieder streut sie Anekdoten ein oder versucht sich an deutschen Vokabeln. Dabei betont sie ihre besondere Verbindung zu Deutschland. Als vor 15 Jahren die Single „Heavy Cross“ erschien, ging sie als Erstes hierzulande durch die Decke. Logisch, dass die Truppe mit eben jenem Song das Konzert beendet – und mit lautem Beifall verabschiedet wird.
MICHAEL HELLSTERN

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