UNSERE KURZKRITIKEN

Schön schräg

von Redaktion

Da ist etwa die Witwe Beate, die sich mit 75 Jahren noch einen Lebenstraum erfüllt und ein Motel am Rhein eröffnet. Nicht irgendein Motel, sondern mit Flohmarkt-Geweihen an den Wänden, Erdbeerduft in der Luft und statt Check-in heißt es etwas anzüglich Einpflegung. Oder Gras-Dealer Watan, der den Kunden – ob sie wollen oder nicht – immer wieder seine tragischen Fluchterlebnisse erzählt. Nur sieben Seiten hat die Geschichte und ist doch so intensiv, dass man sie gleich zweimal lesen muss, um neben der skurril-lustigen Situation auch die Tragik zu erfassen. Mit viel Liebe zum Detail schildert Andreas Stichmann in den acht kurzen Erzählungen überraschende und teils auch etwas schräge Alltagsgeschichten. Nicht nur die Loreley findet sich darin in Variationen wieder – mehrfaches Lesen der kunstvollen Texte lohnt sich.
SHA

Andreas Stichmann:

„Loreley“. Rowohlt Verlag, 128 Seiten; 24 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

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