„Der Film meines Lebens“

von Redaktion

Für „Horizon: An American Saga“ riskiert Schauspieler, Regisseur und Produzent Kevin Costner sein Vermögen

Kevin Costner plant schon seit 1988 an diesem Film, der das erste Kapitel eines vierteiligen Western-Epos ist. © RS

Pferdehändler Hayes Ellison (Kevin Costner) gerät in die Wirren des Bürgerkrieges. Filmstart ist am Donnerstag. © Tobis Film

„Ich würde Ihnen wünschen, dass Sie jemals so ein Gefühl verspüren könnten, wie ich es tat.“ Kevin Costner ist nicht dafür bekannt, seine Gefühle nach außen zu tragen. Doch als er in Cannes das erste Kapitel seines vierteiligen Western-Epos „Horizon: An American Saga“ vorführen durfte und nach der Weltpremiere minutenlangen Applaus bekam, konnte er seine Emotionen kaum verstecken: „Es war einfach ein unglaublicher Moment!“ Auf den er fast vier Jahrzehnte warten musste. Denn die Ur-Version des Drehbuchs hatte er bereits 1988 geschrieben, „nur dass ich einfach so lange kein grünes Licht bekommen hab!“

Costner fungiert nicht nur als Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und Finanzier, er spielt auch die Hauptrolle eines Pferdehändlers namens Hayes Ellison. Dieser wird während des amerikanischen Bürgerkriegs in New Mexico in die Schicksale von Siedlern verwickelt, die es aus der alten Welt in den „Wilden Westen“ zieht. Seine Inspiration für das Drehbuch hat sich Costner von Gemälden sowie alten Fotografien geholt: „Zum Glück gab es damals schon Kameras und Bilder der Kleidung. So konnte ich die Kostüme danach anfertigen lassen.“ Dazu habe er als Wild-West-Fan unzählige historische Bücher und Romane gelesen, die in dieser Zeit spielen.

Costner würde nie auf die Idee kommen, das Leben im amerikanischen Westen im Hollywood-Stil zu romantisieren. Sein „Horizon“ zeigt stattdessen das reale Leben der Menschen zu der Zeit: „Es war unglaublich schwierig und komplex, als Siedler zu leben. Die Menschen sprachen verschiedene Sprachen, allein das hat für Spannungen gesorgt“. Ganz abgesehen davon, dass fast jeder eine Waffe besaß und es in den neu erschlossenen Gebieten keine Gesetze gab. Wenn er über sein Herzensprojekt spricht, kommt der früher oft eher kurz angebundene Oscar-Gewinner wie ausgewechselt rüber. Er hat fast durchgehend ein Lächeln auf den Lippen und ist lockerer denn je. Als eine nervöse Assistentin sein Mikrofon fallen lässt, lacht er, anstatt zu meckern. Fakt ist aber auch, dass Costner die Medien mehr denn je braucht, um die Werbetrommel für „Horizon“ zu rühren. Denn er hat 20 Millionen Dollar seines Privatvermögens in sein Projekt gesteckt, „weil ich es sonst nicht finanziert bekommen hätte“.

Kostner weiß selbst nicht, warum er die traditionellen Studios nicht dazu bringen konnte, seinen Film zu unterstützen. Seine Theorie: „Ich scheine Filmkonzepte zu mögen, von denen andere weniger begeistert sind“, was er selbst bei seinen erfolgreichsten Werken „Der mit dem Wolf tanzt“ und auch „Feld der Träume“ bereits erleben musste.

Noch muss Costner eine große Finanzierungslücke stopfen, weil die letzten beiden Teile seines Western-Epos noch nicht abgedreht sind. Weshalb er nach eigener Angabe sogar die Idee hatte, im Hafen von Cannes oder Monaco bei den großen Protz-Yachten vorbeizuschauen: „Da sind sicher ein paar Milliardäre drauf, denen ich vorschlagen könnte, ins Filmgeschäft einzusteigen. Dazu brauchen sie ja nur ihr Scheckbuch rauszuholen und mir helfen, Magie zu kreieren.“

Der 69-Jährige gibt zu, dass er vier seiner Villen mit Grundstücken der Bank als Sicherheit stellen musste – Häuser, „die ich eigentlich meinen Kindern hinterlassen wollte“. Und wenn er das Geld verlieren sollte und seine Anwesen zwangsverpfändet werden? Costner ist der Super-GAU schon durch den Kopf gegangen. „Dann werde ich zu meinen Kindern sagen: ‚Ihr müsst euer eigenes Leben leben‘… Aber dennoch hoffe ich auch für meine Kids, dass alles gut läuft und ich die Häuser behalten werde!“

Apropos Kinder. Costner ist besonders stolz darauf, dass sein Film eine Familienproduktion ist. Denn sein jüngster Sohn Hayes hat eine kleine, aber sehr tiefgehende Rolle im ersten Teil. Es ist übrigens kein Zufall, dass der 15-Jährige so wie Costners Hauptdarsteller heißt: „Dieser Name spukte mir so lange im Kopf herum und ich wollte ihn einfach nicht aufgeben.“

Als es so aussah, als würde sein geliebtes „Horizon“Projekt nie das Licht der Leinwand erblicken, „habe ich einfach meinen Sohn Hayes genannt – damit die Connection immer da sein wird.“ Der berühmte Papa ist mächtig stolz auf seinen Filius, dem die Schauspiel-Gene eindeutig mit in die Wiege gelegt wurden: „Er hat Talent und ist wundervoll in seinen Szenen!“
CHRISTIAN THIELE

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