Eine Frau wie eine Schatztruhe

von Redaktion

Laura Tonke über nervige Mütter, Dreh-Urlaub und ihren Film „Alles Fifty Fifty“

Laura Tonke spielt eine allein-erziehende Mutter. © Leonine

„Wir hatten eine Art Mini-Vergangenheit als Paar“: Laura Tonke und Moritz Bleibtreu in „Alles Fifty Fifty“. Der Film startet am 29. August. © Leonine

Laura Tonke hat schon viele Mütter in ihrer Karriere gespielt. Zum Beispiel die schräge Sabine Petermann, die aus Gouda Käsekuchen macht, im Kinderfilm „Mein Lotta-Leben“ oder jüngst die 41-jährige Miki, die vermeintlich eine Vergewaltigung begangen haben soll, in der Miniserie „Sexuell verfügbar“. Im Kinofilm „Alles Fifty Fifty“ von Alireza Golafshan nun ist sie als Marion zu erleben. Eine erfolgreiche Juristin und geschiedene Frau, die – gut organisiert, stets besorgt um das Wohl des Kindes und mithilfe von allen Erziehungsratgebern der Welt – sich mit Ex-Mann Andi um den gemeinsamen Sohn Milan kümmert. Der Film startet am 29. August.

Wie ging es Ihnen, als Sie das erste Mal das Drehbuch gelesen haben?

Ich fand’s total übertrieben. Ich habe total mit Marion gehadert und mir gedacht: Ach, Mann, ich würde so gerne den Andi spielen.

Wirklich?

Ja. Aber das kam natürlich nicht infrage, der war mit Moritz Bleibtreu schon besetzt. Also habe ich mich mit Marion auseinandergesetzt. Ich fand sie irgendwie nervig. Aber wenn man sich einmal auf sie einlässt und sie wirklich ernst nimmt, dann lernt man, sie zu mögen. Dann wollte ich sie auch nicht mehr loslassen.

Sie haben selbst einen Sohn. Haben Sie ihm auch die Rinde vom Brot geschnitten?

Ja. Das mache ich jetzt nicht mehr, aber ich schäle immer noch die Äpfel. (Lacht.) Das hat mir tatsächlich auch geholfen, mich in die Figur einzufinden.

Können Sie das beschreiben?

Die Figur Marion ist wie eine Schatztruhe. Man muss irgendwie den Weg hineinfinden, und am Anfang weiß man gar nicht, wie das gehen soll. Keine Ahnung. Zahlenschloss, noch ein Schloss. Ich komm da gar nicht hin. Das aber ist meine Arbeit als Schauspielerin: Wie knacke ich die Truhe? Und eigene Erfahrungen, wie Brotrinde für mein Kind abzuschneiden, sind dann kleine Öffner. Da dachte ich mir: Ehrlich gesagt, manchmal kontrolliere ich ihn doch ganz schön, meinen Sohn. Das führt dann dazu, dass man die Filmfigur versteht.

Haben Sie zur Vorbereitung auf die Rolle auch diese ganzen Erziehungsratgeber gelesen, von denen Marion im Film spricht?

Nein, aber Regisseur Alireza Golafshan hat sehr viel Erziehungsliteratur gelesen und mir davon erzählt. Viele Dinge, von denen ich nichts wusste. Da dachte ich manchmal: Das hätte ich mal vorher lesen sollen – aber damals war mein Kind ja schon elf, seines war erst drei.

Sie haben schon viele Mütter gespielt. Was ist Ihnen dabei wichtig?

Die Figuren müssen wahrhaftig sein. Bei Marion hatte ich zu Beginn ein wenig Angst. Sie ist ja irgendwie eine Art Klassiker. Es gibt oft diese Rollenverteilung des tollpatschigen, liebenswerten Ehemanns und der genervten Ehefrau, und das wollte ich nicht. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder Rollen abgesagt, weil ich nicht die nervige Ehefrau sein wollte.

Sie haben mit Moritz Bleibtreu schon in „Caveman“ ein Paar gespielt. Wie war es für Sie beide, nun mit Marion und Andi eine andere Beziehung zu spielen?

Für mich war das sehr wichtig. Wir hatten durch „Caveman“ eine Art Mini-Vergangenheit als Paar. Auch wenn wir dort ein anderes Paar waren als in „Alles Fifty Fifty“, kann man das benutzen, weil wir bestimmte Dinge voneinander schon kennen und wie wir schauspielerisch funktionieren.

„Alles Fifty Fifty“ ist ein perfekter Sommerfilm: Große Teile der Geschichte passieren im Urlaub der Familie. Hatten die Dreharbeiten auch etwas von Urlaub?

Es war eigentlich der ideale Urlaub. Wir haben gedreht, aber nicht zu viel. Wir hatten Freizeit, aber auch jeden Tag das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Man kann sich als Schauspieler nichts Schöneres vorstellen, wenn man auf den Drehplan sieht und merkt, dass man sich auf die Szenen und auf den ganzen Tag freut. Es war einfach unfassbar schön.

„Alles Fifty Fifty“ ist auch ein München-Film. Haben Sie einen Bezug zu dieser Stadt?

Einer meiner besten Freunde hat hier einmal gewohnt, ich habe auch schon viel in München gedreht, aber ich habe hier auch einen der schönsten Tage meines Lebens verbracht.

Und was ist da passiert?

Ich habe am Starnberger See gedreht, bin dann in die Stadt gefahren und habe einen Freund getroffen. Wir sind den ganzen Tag durch München gelaufen und haben verschiedene schöne Stationen erlebt: einen Kaffee trinken, Eis essen, im Eisbach baden, essen gehen, danach ins Kino. Und dann wieder zum Starnberger See. So etwas ist nur in München möglich.

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