Ein heißes Fest: Das Jubiläumskonzert der Jazzrausch Bigband fand in der Kleinen Olympiahalle statt. © Martin Hangen
Weiter, immer weiter: Die Jazzrausch Bigband ist für ihre intensiven Live-Auftritte berühmt. © Martin Hangen
Es sind immer nur wenige Sekunden, bis dich die Bläser so richtig packen. Gerade mal 16 etwa beim Song „Der Dorfdadaist“. In der Nummer „J’arrive“, die das Album „Bangers Only!“ eröffnet, sind es immerhin 92 – du kommst dennoch nicht aus. Dann nämlich lässt die Jazzrausch Bigband ihre Brass-Section von der Leine, und die trifft immer genau: irgendwo zwischen Großhirnrinde (wo die Bewegung entsteht) und Eingeweiden (wo die Gefühle vibrieren). Posaunen, Trompeten, Saxofone und das Kraftwerk, die Tuba von Jutta Keeß: Sie bilden das Herz dieser Truppe, die Bandleader Roman Sladek vor zehn Jahren in München gegründet hat.
Jazzrausch für zu Hause? Funktioniert!
Der Geburtstag wurde bereits sehr ordentlich gefeiert, im Februar in der Kleinen Olympiahalle mit mehr als 3300 Menschen (wir berichteten). Das Geschenk gibt’s heute: „Bangers Only!“ versammelt 13 Hits der Combo, Must-haves eines jeden Live-Spiels quasi. Das Besondere: Leonhard Kuhn, findiger Komponist und Arrangeur, hat die Nummern, die bei den Auftritten (rund 1000 in zehn Jahren) gerne mal wuchern, wabern und ineinanderfließen, jetzt auf das klassische Songformat gebracht, also zwischen drei und vier Minuten. Sie wurden zudem neu eingespielt und produziert.
Jazzrausch für zu Hause, also. Das freilich scheint ein Widerspruch zu sein, denn diese Bigband gehört auf und braucht ja eigentlich ganz zwingend die Bühne, um sich hochzujazzen – und ihre Fans benötigen absolute Tanz- und Ausrastfreiheiten. Wie auch sonst will man mit der enormen Energie umgehen, die bei der Kernschmelze von Techno und Jazz unweigerlich entsteht? Doch ermöglicht das neue Album nun, all das zu bestaunen, was beim Konzert vielleicht im reißenden Strom der Party untergeht. Zum Beispiel die Lässigkeit und der herrliche Humor im funky „I want to be a Banana“. Oder die Eleganz von „La Fée Verte“, die perlenden Trompetenläufe dieses Stücks.
Schließlich sind da noch die Sängerinnen Sarah Mettenleiter und Patricia Römer. Live wird die Vokalspur gerne mal der Wand aus Sound untergeordnet. „Bangers Only!“ lässt die beiden Jazz-Stimmen nun gleichberechtigt mit den Instrumenten erstrahlen. Das Hinhören lohnt sich sehr.
Für die Jazzrausch Bigband schließt sich heuer zudem ein Kreis: Als Studenten-Truppe hat sie vor zehn Jahren erstmals im Rausch&Töchter aufgespielt, danach ging’s als Hausband ins Harry Klein, wo die Musikerinnen und Musiker allen Tanzbiestern, Feierwütigen und Nachtgestalten gaben, wonach sie gierten: einen mitreißenden, druckvoll interpretierten Mix aus Jazz, Klassik und Techno. Zum zehnten Geburtstag hat die Truppe, die aktuell 35 Köpfe umfasst, wieder eine feste Heimat und ist jetzt Hausband des Bergson Kunstkraftwerks im Münchner Westen. Dort eröffnen die Jazzrauscher am 9. Oktober den neuen Konzertsaal, das Elektra Tonquartier. Natürlich mit „Bangers Only!“, diesen Hits am laufenden Band.
MICHAEL SCHLEICHER
Jazzrausch Bigband:
„Bangers Only!“ (Act).
Konzerte: Die Jazzrausch Bigband spielt am 3. und 5. Oktober auf Schloss Elmau
sowie am 9. und 12. Oktober im Bergson in München;
Tickets und weitere Termine unter www.jazzrauschbigband.de.