Diva Maria Callas starb 1977 in Paris. © Picture Alliance, Frustaci
„Ich habe Angst, die Fans zu enttäuschen“: Angelina Jolia als Maria Callas im Film des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín. © Biennale Venezia
US-Schauspielerin Angelina Jolie spielt in ihrem neuen Film die legendäre Opernsängerin Maria Callas – und fürchtet sich vor einem harten Urteil. „Die Messlatte sind Maria-Callas-Fans und Opern-Liebhaber“, sagte Jolie vor der Premiere von „Maria“ auf dem Filmfestival in Venedig. Sie habe Angst, diese Fans zu enttäuschen. Die Figur sei ihr ans Herz gewachsen, und „ich wollte dieser Frau keinen schlechten Dienst erweisen“, ergänzte die Hollywood-Schauspielerin mit Blick auf die Filmbiografie des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín, in der es um die letzten Lebenstage der Sopranistin in Paris geht. Sie hoffe, das Erbe der 1977 mit nur 53 Jahren gestorbenen Diva in Ehren zu halten.
Der Film, der in Venedig im Wettbewerb um den Goldenen Löwen gezeigt wird, ist der dritte und letzte Teil einer Trilogie, die Larraín berühmten Frauen gewidmet hat – nach „Jackie: Die First Lady“ über Jacqueline Kennedy aus dem Jahr 2016 und „Spencer“ über die britische Prinzessin Diana (2021). Für die Rolle der Callas kam für den Regisseur niemand anders als Jolie infrage: „Diesen Film gäbe es ohne Angelina nicht.“ Jolie war seit 2021 nicht mehr auf der Kinoleinwand zu sehen. Die Scheidung der 49-Jährigen von Schauspieler Brad Pitt sorgte jedoch weiterhin regelmäßig für Schlagzeilen.
Eine ganz andere, höchst umstrittene Frau steht im Zentrum eines weiteren Films, der in Venedig Premiere hatte. Eine Videoaufnahme aus dem Jahr 1993. Leni Riefenstahl sitzt an einem Tisch, kommentiert stolz filmische Details aus einem ihrer Nazi-Propagandafilme und wippt grinsend im Takt der darin spielenden Marschmusik. Es sind Szenen wie diese im Dokumentarfilm „Riefenstahl“, die einen als Zuschauer erschaudern lassen.
Produziert von Sandra Maischberger, setzt sich Andres Veiels Werk anhand von Riefenstahls Nachlass mit ihrem Verhältnis zum NaziRegime auseinander. Veiel und Maischberger hatten als Erste Zugang zum Nachlass. Das Filmteam lässt das unheimliche und widersprüchliche Bild einer Frau entstehen, deren Priorität es war, sich selbst zu inszenieren. Die dafür log und auf Perspektiven beharrte, die längst historisch widerlegt waren. „Sie war eine großartige Manipulatorin – und sie war Schauspielerin“, sagte Maischberger in Venedig. Riefenstahl (1902-2003) drehte für Adolf Hitler Filme wie „Triumph des Willens“ über den Parteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg oder „Olympia“ über die während der NS-Zeit in Berlin ausgetragenen Olympischen Spiele. Für Letzteren gewann Riefenstahl bei den Filmfestspielen in Venedig 1938 einen Preis. Immer wieder zeigt „Riefenstahl“ Szenen, die nahelegen: Die Regisseurin hat ihre Tätigkeit für das NS-Regime wohl nie bereut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Mitläuferin klassifiziert, sie selbst betonte immer wieder, sie sei unpolitisch gewesen.
Die Recherchen im Nachlass hätten ein anderes Bild ergeben, sagte Regisseur Veiel. „Wir sind auf den Hinweis eines Interviews des ,Daily Express‘ mit Riefenstahl aus dem Jahr 1934 gestoßen, das eigentliche Interview fehlte“, erzählt er. „Wir haben es uns dann aus dem Archiv der Zeitung kommen lassen. Darin bekennt Riefenstahl, sie habe 1932 Hitlers ,Mein Kampf‘ gelesen und sei schon nach der Lektüre der ersten Seiten eine begeisterte Nationalsozialistin geworden.“
In „Riefenstahl“ zeigt er Interview-Ausschnitte, private Fotos, aufgenommene private Telefonate und Zitate aus persönlichen Aufzeichnungen. Maischberger traf Riefenstahl zu deren 100. Geburtstag zum Interview und fasste danach den Entschluss, sich näher mit der Filmemacherin zu beschäftigen. Nach der Arbeit im Nachlass ist sie sicher: Riefenstahl sei eine „durch und durch überzeugte Faschistin und Nationalsozialistin“ gewesen. „Riefenstahl“ kommt am 31. Oktober in die Kinos.
AFP/DPA