Adele sagt ade

von Redaktion

Der US-Superstar verabschiedet sich mit mehreren Rekorden aus München

Brillante Sängerin: Adele in Riem. © Kevin Mazur

Volksfeststimmung: Die Adele Arena samt Adele World in Riem wird nun abgebaut. © Frank Hoermann / SVEN SIMON

Fontänen und Glitterregen: Adele gab am Samstagabend eine letzte mitreißende Show in München. „Plötzlich ist es September“, sagte die Sängerin – und bedankte sich für einen „magischen Sommer“. © Kevin Mazur

Noch einmal „Hello“, „Someone like You“ und „Rolling in the Deep“ – und gegen 22.15 Uhr am Samstagabend heißt es dann: aus und goodbye. Zehn Konzerte hat Adele in München im August gegeben – in einem eigens für sie errichteten Pop-up-Stadion. Wie schon die Male davor begeisterte die Sängerin die Menschen an ihrem letzten Abend in Riem mit einer emotionalen und mitreißenden Show. Die 36-Jährige erwies sich nicht nur als brillante Sängerin, sondern auch als wunderbare Entertainerin mit trockenem Humor und erfrischendem Hang zu Flüchen.

Was bleibt nach diesem lauen Abend, der mit einem großen Feuerwerk und allgemeinem Freudentaumel endete? Schöne Erinnerungen – und satte Umsätze. „Wie so ein Sommermärchen war das“, resümierte die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Angela Inselkammer. Belastbare Zahlen habe sie noch nicht. Aber: „Die Hotels waren einfach voll – und zu sehr guten Raten.“ Das gelte nicht nur für die Stadt München, sondern auch für das Umland. Der August sei viel besser gelaufen als sonst. „Die Nachfrage war toll, und das waren durchaus Gäste, die Geld ausgeben wollten.“ Und das, obwohl auch die Tickets nicht billig waren. Inselkammer wünscht sich deshalb: gerne wieder. Eine solche Superstar-Konzertreihe könne München regelmäßig gebrauchen.

Adele, die nicht gerne auf Tour geht und zuletzt 2016 auf dem europäischen Festland auftrat, hatte sich in München wie berichtet ein Stadion für mehr als 70 000 Besucher bauen lassen. Herzstück war eine gigantische Leinwand – in Weltrekord-Größe mit mehr als 4159 Quadratmetern (siehe Kasten). Rund um das Stadion auf dem Messegelände war die Adele-Welt aufgebaut, mit Biergärten, Riesenrad und Karaoke. Rund 730 000 Tickets wurden insgesamt verkauft. Diese Menschenmassen mussten irgendwo schlafen und essen, sie kauften ein, fuhren Taxi oder Bus. Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hatte damit gerechnet, dass die Konzertreihe der Wirtschaft in der Stadt rund eine halbe Milliarde Euro einbringen wird. „Wir gehen von einer zusätzlichen lokalen Wertschöpfung von mehreren hundert Millionen Euro aus“, sagt Manfred Gößl, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. „Gastronomie und Hotels, Handel und Souvenirstände, Bus- und Taxigewerbe haben von den Konzertbesuchern profitiert, die meist nicht nur für einen Tag in München geblieben sind.“

Doch die Ausnahme-Wochen sind nun vorbei. „Plötzlich ist es September“, stellte Adele beim Abschied fest und sprach von einem magischen Sommer. „Danke, München!“ Ende Oktober startet sie eine Reihe mit zehn Shows in Las Vegas. „Danach werde ich euch nicht mehr sehen für eine sehr lange Zeit“, kündigte die Sängerin an. Dann kamen ihr die Tränen: „Ich habe die vergangenen Jahre damit verbracht, mir ein neues Leben aufzubauen, und ich will es auch leben.“ Daheim wartet ihr Alltag auf sie, mit ihrem Sohn und ihrem Partner Rich Paul.

Klimaschützer indes sehen das Adele-Event kritisch. „Auf den ersten Blick erscheint die Entscheidung, die Konzertreihe an einem zentralen Ort stattfinden zu lassen, nachhaltiger als eine Tour in verschiedenen Städten oder Ländern“, befand EU-Klimapakt-Botschafter Julian Vogels. Auf den zweiten Blick aber sehe es anders aus. Vogels fragte 1407 Konzertbesucher, wie sie nach München gekommen waren – jeder vierte kam per Flugzeug. Die durchschnittlichen Kohlendioxid-Emissionen pro Person lagen demnach bei 41,14 Kilogramm – so viel, wie ein Baum in drei Jahren kompensiert. „Adeles Fans sind international, deswegen ist es ein klimapolitisches Fiasko, dass sie eine Konzertserie in München einer Tour vorzieht“, so Vogels. „Hätte sie in fünf europäischen Städten gespielt, hätte sich die durchschnittliche Anreiseentfernung reduziert, und es hätten weniger Menschen das Flugzeug gewählt.“
C. DIECKMANN / B. SCHULTEJANS

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