UNSERE KURZKRITIKEN

Roms erste Baumeisterin

von Redaktion

Prachtvolle Kunst, überbordender Prunk und bedrückendes Elend: In ihrem Roman „Die Villa der Architektin“ schildert Melania G. Mazzucco das Rom des 17. Jahrhunderts in seiner Widersprüchlichkeit. Die Stadt erlebt in dieser Zeit einen Bau-boom und wächst im barocken Glanz. Mächtige Männer hofieren andere mächtige Männer und schieben sich prestigeträchtige Aufträge zu. Frauen führen hingegen ein Leben im Verborgenen. Neben dem Gebären von Kindern müssen sie still, unsichtbar und sittsam sein. Diesem archaischen Rollenbild will die Römerin Plautilla Bricci (1616-1705) entkommen: Sie wird die erste Frau, die den Beruf des Architekten praktiziert. In der Accademia di San Luca arbeitet sie mit dem Bildhauer Gian Lorenzo Bernini und pflegt mit Abt Elpidio Benedetti eine Freund- und Liebschaft. Mazzucco führt in ihrem lesenswerten Buch durch ein Rom, das man sich heute kaum mehr vorstellen kann.
RM

Melania G. Mazzucco:

„Die Villa der Architektin“. Folio Verlag, 463 Seiten; 28 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

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