INTERVIEW

Herzblutig

von Redaktion

Das Fantasy Filmfest lädt wieder zu Horror, absurden Komödien und Science-Fiction

Schreiend mitreißend: der Film „Scared Shitless“. © Happy Cat

Blutig wird‘s in Nikhil Nagesh Bhats „Kill“. © Capelight

Schräg ist die bitterböse Satire „Plastic Guns“. © Charades

Was lauert unterm Bett: Ob man nach dem Film „Sleep“, der beim Fantasy Filmfest gezeigt wird, noch gut schlafen kann, gilt es herauszufinden. © Plaion Pictures

Mit Ende des Sommers kehrt traditionell auch das Schaudern zurück auf die deutschen Leinwände: Das Fantasy Filmfest tourt wieder mit einer internationalen Genre-Leistungsschau. Der Fokus liegt auf Horror – aber es gibt auch absurde Komödien, ScienceFiction, Kampfkunst-Action und mehr. Wir sprachen mit Frederike Dellert, die das Festival mit Gründer Rainer Stefan und Artur Brzozowksi leitet.

Das Fantasy Filmfest arbeitet seit jeher ohne öffentliche Subventionen. Was sind die Herausforderungen, was die Vorteile?

Ohne Fördergelder zu arbeiten heißt, stets wirtschaftlich denken zu müssen und finanzielle Risiken zu minimieren. Auf der anderen Seite spart es Bürokratie, man arbeitet flexibler, ist anpassungsfähiger an äußere Umstände. In der Corona-Krise war das beispielsweise sehr von Vorteil.

Wie ist das Fest durch die Pandemie gekommen?

Die Pandemie durchzuhalten war sehr herausfordernd, aber die Treue des Publikums überwältigend. Wir konnten spüren, wie wichtig uns allen das Fantasy Filmfest ist. Mittlerweile gibt es wieder große Resonanz. In manchen Festivalstädten waren einige Filme nach wenigen Stunden Vorverkauf bereits ausverkauft.

Stichwort treue, teils altgediente Fans – wie sieht da die Entwicklung aus?

Natürlich fällt jedes Jahr ein Teil der langjährigen Zuschauer weg, aber der Zugewinn an jungem Publikum ist zahlenmäßig größer. Wir haben unser ganzes Design moderner, zugänglicher gemacht und investieren viel Herzblut in unsere Social-Media-Kampagnen. Das alles zeigt Wirkung. Es ist toll, dass sich Jahr für Jahr eine Community zusammenfindet, die sich verschworen hat, sämtliche Filme des Programms zu entdecken und zu diskutieren.

Auch im Programm setzen Sie viel auf Nachwuchs.

Der Anteil an Debütfilmen beim Fantasy Filmfest ist immer wieder erstaunlich groß, liegt manchmal bei bis zu 50 Prozent. Wir sind stolz darauf, das erste Werk von heute namhaften Filmemachern und Filmemacherinnen mitentdeckt zu haben, wie etwa „Revenge“ von Coralie Fargeat, die in dieser Ausgabe mit ihrem großen Cannes-Erfolg „The Substance“ zurückkehrt. Andere Beispiele sind James Gunn, Gareth Edwards, Gaspar Noé, Peter Jackson, Park Chan-wook oder Takashi Miike, die wir frühzeitig begleitet haben.

Gibt es Pläne für mehr Fest um die Filme herum?

Da unser Filmfest in sieben Städten stattfindet, müssen wir uns, um uns nicht zu verzetteln, vor allem auf das Kinoerlebnis konzentrieren. Wir konnten jedoch in den vergangenen Jahren viele neue Ideen in Richtung Rahmenprogramm umsetzen: Die Interviews mit den Filmemachern der Reihe „Fresh Blood“, die in den Kinos nach dem Vorspann laufen, kommen sehr gut an. Auch die Video-Grüße als Intro, die teils erstaunlich persönlich und witzig gestaltet sind. Mit dem Fear Good Award gibt es auch einen neuen Preis. Und wir bemühen uns um eine bundesweite Kooperation mit Planetarien und zeigen dieses Jahr einen Klassiker in der Volkssternwarte München.

Was macht den Spielort München sonst noch besonders?

Das gesellige Zusammensein beim Bier im Hof des City Kinos nach einem erfüllten Filmtag.

Hat man irgendwann das Gefühl, schon alles im Genrekino gesehen zu haben?

Wir sichten etwa 300 Filme pro Jahr, aber glücklicherweise gibt es auch nach 38 Jahren Fantasy Filmfest Überraschungen, Provokationen, Filme, die erstaunen, erschrecken oder einen nicht schlafen lassen. In dieser Ausgabe „Skunk“ von Koen Mortier oder „Maldoror“ von Fabrice du Welz.

Was sind die Trends, was Ihre Lieblingsfilme 2024?

Bodyhorror, Schlafanomalien und Zeitreisen. Ich habe mein Herz an die bitterböse Satire „Plastic Guns“ verloren und an „Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person“, eine wunderbare Komödie über eine junge Vampirin, die sich nicht traut, Menschen etwas zuleide zu tun.

Wie sehen Sie die Zukunft des Genrekinos und des Festivals?

Wir freuen uns schon auf die 40. Jubiläumsausgabe in zwei Jahren, dann auf die goldene 50, und sind gespannt auf all die gruseligen und spannenden Filme bis dahin. Wenn eins nie totzukriegen ist, dann ist es garantiert das Genrekino.

11. bis 18. September

in den Münchner City Kinos.
Am 10. September wird um
20 Uhr „The Andromeda Strain“ in der Volkssternwarte München gezeigt, mit Expertengespräch. Infos: fantasyfilmfest.com.

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