„Ich bin ein Geher und Schauer, also ist das Schlendern mein Metier“, schreibt Karl-Markus Gauß. Für den Salzburger Autor ist das Schlendern allerdings eine besondere Fortbewegungsart, die man als Erwachsener oftmals erst wieder lernen müsse, „um nicht wieder in den Trab oder Galopp der Zielhaftigkeit zu verfallen“. Was Gauß meint, wird in seinen gut 50 Miniaturen deutlich: Auf den ersten Blick ziellos streift er durch Südosteuropa, besucht Kirchen und Friedhöfe, beobachtet das Treiben am Bahnhof oder bestaunt eigenwillige Gäste im Café. Abseits der Touristenströme erlebt der präzise Beobachter überraschende und schöne Momente – etwa den Stationsvorsteher am Bahnhof in Ljubljana, der mit großer Geste und einem knappen „Alles“ auf die Frage nach dem verspäteten Zug aus Belgrad antwortet.
SHA
Karl-Markus Gauß:
„Schiff aus Stein“, Paul Zsolnay Verlag, 144 Seiten, 23 Euro.
★★★★☆ Lesenswert