Manchen Bluesfans kann es ja nicht konventionell genug zugehen. Ein erweiterter Zwölftakter ist vielleicht noch okay, maßgebliche Variationen des archaischen Drei-Akkorde-Schemas sind ihnen suspekt, ein vierter Akkord gilt als himmelschreiender Anschlag auf das Genre. Wer sich dieser Fraktion zugehörig fühlt, sollte jetzt aufmerken. Willie Buck, in den Fünfzigern aus Mississippi nach Chicago umgesiedelt und dort von Buddy Guy gefördert, ist das, was man ein Bühnentier nennt. Seine Diskografie ist übersichtlich, was sicherlich daran liegen mag, dass Studios Zeit und Geld kosten – beides Faktoren, die man nicht unbedingt im Überfluss hat, wenn man ständig auf Tour sein muss. Umso wertvoller ist dieses Zeitdokument, das Willie Buck und eine Auswahl verdienter Chicago-Blues-Sessionmusiker in Buddy Guys Kneipe aufgenommen haben. Neun ungehetzt und hörbar in stetiger Blickkontaktabstimmung dargebotene Bluesklassiker, ein paar Originale und Jams für Chicago-Blues-Konformisten.
CU
Willie Buck & The Delmark All-Stars:
„Live At Buddy Guy’s Legends“ (Delmark Records).
★★★☆☆ Annehmbar