Ein Publikumsfavorit: die musikalische Revue „Beatles on Board“. © Veronika Eckbauer
Mit diesem Bild wirbt das Theater für „In 80 Tagen um die Welt“. © Hofspielhaus
„Novecento“ mit Henry Arnold. © Tobias Melle
Michaela May als Catcherin im Solo-Stück „Oskar und die Dame in Rosa“. © Tobias Melle
Es gibt Stücke, die brauchen keine großen Bühnen, um ein großes Thema zu verhandeln. Da sind die paar Quadratmeter, die das Hofspielhaus in der Münchner Altstadt zu bieten hat, sogar von Vorteil. „Oskar und die Dame in Rosa“ von Éric-Emmanuel Schmitt ist so ein Stück, das ganz besonders von der Intimität lebt. Am 12. November feiert dieser Glanzpunkt in der neuen Spielzeit des Theaters Premiere. Michaela May ist ganz gerührt, als sie unserer Zeitung davon erzählt. „Das Stück hat mich gleich beim ersten Lesen emotional gepackt.“
May spielt die ältere Dame in Rosa, eine ehrenamtliche Helferin, die Kinder im Krankenhaus besucht und mit ihnen Zeit verbringt. So auch Oskar, der zehn Jahre alt ist und bald sterben wird. Die Dame in Rosa wird zu seiner Freundin, die beiden lachen, philosophieren und reden über Gott und die Welt. An den Schöpfer glaubt der Bub allerdings nicht, also rät die Dame ihm, Gott jeden Tag einen Brief über ein Lebensjahrzehnt zu schreiben, so wie er es sich vorstellt.
Das Stück ist als Solo inszeniert, denn May liest die Briefe, die Oskar geschrieben hat, nach dessen Tod – schlüpft also auch in seine Perspektive. „Der Zuschauer wird durch die Dekaden des Lebens geschickt, aus der Sicht eines Kindes. Das hat trotz der Traurigkeit des Themas ganz oft etwas Heiteres“, sagt May und lacht. „Also, ich habe mich da durchaus wiedergefunden.“ Auch die Beschäftigung mit der Psyche eines Kindes reizte sie – denn May ist gelernte Kindergärtnerin. Das Stück gefiel ihr so gut, dass sie das Projekt (die Proben beginnen am kommenden Dienstag) parallel zu einem neuen Film stemmt, den sie derzeit in Wien und München dreht.
„Ich wusste, dass ich für diese Rolle die beste Schauspielerin brauche, die wir in Deutschland haben – Michaela“, sagt Regisseurin und Theater-Intendantin Christiane Brammer. May gibt das Kompliment gerne zurück. „Die Inszenierung ist einfallsreich, und das Haus passt perfekt.“ Sie selbst ging jedenfalls optisch an ihre Grenzen: „Um ihn zu beflügeln, sagt die Dame zu Oskar, sie sei einmal eine Catcherin gewesen, die ,Würgerin der Languedoc‘. Das hat die Fantasie der Maskenbildnerin beflügelt, und das Foto wird im Stück auf die Bühne projiziert.“
Die „rosa Dame“ ist nur eine von neun Premieren, die das Hofspielhaus im neuen Programm bietet. Intendantin Brammer schwärmt von der Adaption von Jules Vernes „In 80 Tages um die Welt“ von Dominik Wilgenbus. „Da ist ein Schauspieler besser als der andere.“ Jedenfalls zeigt sich auch hier: Die Mini-Bühne bietet mehr als genug Platz für sechs Darstellerinnen und Darsteller in 50 Rollen zu Land, zu Wasser und in der Luft – samt mitreißender Musik.
Im Programm behalten hat das Theater Publikumserfolge wie „Loriots dramatische Werke“, „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“, „Novecento“ sowie die musikalische Stewardessen-Revue „Beatles on Board“ und den Krimi „Switzerland“ mit Veronika von Quast. Schauspieler Michael A. Grimm, der schon in den Stücken „Kunst“, „Der Kontrabass“ und „Anatevka“ zu sehen ist, feiert zudem ab Ende Januar in Elfriede Jelineks „Er nicht als er“ über Robert Walser Premiere.
„Mir ist es ehrlich gesagt ein Rätsel, wie die das alles auf die Beine stellen“, sagt Michaela May. Intendantin Brammer, die stolz ist auf eine Auslastung von 96 Prozent, weiß das womöglich selbst nicht genau. Vielleicht liegt es an dem Anspruch, den sie auch an „Oskar und die Dame in Rosa“ hat: das Leben in all seinen Facetten auf eine kleine Bühne zu bringen. „Wir wollen die Leute ermutigen, keine Angst davor zu haben, was das Schicksal bereithält.“
JOHANNES LÖHR
Das ganze Programm
findet sich online auf www.hofspielhaus.de.