CD

Schubert mit Extratönen

von Redaktion

Er ist nicht der Erste, der sich das traut: Verzierungen, Verzögerungen, auch kurze Transpositionen singen, die Franz Schubert in den „offiziellen“ Noten nicht vorgesehen hat. Julian Prégardien kann sich da auf die Forschung stützen: Genau so hat man damals die Lieder vorgetragen, als spontane Belebung des Vortrags. Das tut der „Schönen Müllerin“ gut, wie man auf dieser CD hört, zumal der sehr erzählerische Gestus dieses Tenors dadurch noch verstärkt wird. Prégardien liegen die intimen, zärtelnden Momente mehr als die Kurzzeitdramatik der Stücke. Da hört man, dass seine Stimme in der Vollschwingung und bei Höhenflügen an Grenzen gerät. Kristian Bezuidenhout am Hammerflügel treibt den Liedern alle Romantizismen aus. Das hat Drive und klingt wie unterm Mikroskop. So überraschend Prégardiens Noten-Extras oft sind: Vor dem Grenzübertritt zwischen Stilbewusstsein und Eitelkeit ist dieser Künstler nicht ganz gefeit.
TH

Schubert:

„Die schöne Müllerin“. Julian Prégardien,
Kristian Bezuidenhout (harmonia mundi).


★★★★☆ Hörenswert

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