Abzappeln über der Bühne: Peter Fox holte sich für sein Konzert Tanzverstärkung bei den Fans. Die konnten sich vorher bewerben, um Teil der Show zu werden. © Martin Hangen
Das Publikum in München lernt schnell. Eben noch standen sie in der ersten Reihe in der ausverkauften Olympiahalle. Plötzlich finden sich die zwölf handverlesenen Fans auf der Bühne wieder. Und zeigen Peter Fox, wie man wie in dessen gleichnamigem Lied seinen Speck schüttelt. Es ist nicht so, als gäbe es einen Mangel an Tänzern beim Berliner Dancehall-Veteranen. Neben seiner eigenen Hip-Hop- und Breakdance-Crew feiern am Freitagabend hinterm „Love Songs“-Emblem über der Bühne Fans aus der Region, die sich auf der Website des Künstlers beworben hatten, um Teil der Show zu werden.
Der erste von zwei Auftritten in München beginnt gut gelaunt mit satten Bässen und Liedern des aktuellen Albums „Love Songs“, mit einem „Toast“ und wirbelnden „Weißen Fahnen“. Fox schwingt munter zwischen seinem Debüt „Stadtaffe“, Liedern seiner Band Seeed und den aktuellen Songs hin und her. Die frisch gecasteten Tänzer, die bei „Hale-Bopp“ auf die Bühne kommen, fügen sich ein, als hätten sie nie etwas anderes getan, als zu Hip-Hop, Reggae und Dancehall zu tanzen.
Andere Künstler schicken die Fans nach ein oder zwei Liedern zurück auf die Plätze. Nicht Peter Fox: Auf der Bühne geht’s zu wie am Stachus, aber der 53-Jährige verfährt fröhlich nach dem Prinzip je mehr, desto besser. „Schwarz zu blau“, „Augenbling“, ein Kracher folgt auf den nächsten. So könnte es den ganzen Abend weitergehen. Doch obwohl die Stimmung auf der Bühne, vor der Bühne und auf den Rängen bestens ist, packt den Berliner vor „Gegengift“ plötzlich der Grant.
„Ihr habt einen speziellen Ministerpräsidenten hier“, setzt Pierre Baigorry, wie der Sänger bürgerlich heißt, an. „Der geht mir krass auf die Nüsse.“ Die Pfiffe, die aus dem Publikum kommen, gelten wohl eher Markus Söder als Peter Fox’ Aussagen über ihn. Und so bekommt der Ministerpräsident beinahe bis zum Ende der Show sein Fett weg, Fox stichelt immer wieder, bevor er sich schließlich selbst ermahnt. Und versöhnlichere Töne anschlägt, was irgendwie auch besser zu diesem Abend passt: Für anhaltenden Grant ist die Stimmung einfach zu ausgelassen.
Peter Fox und sein Backup-Sänger Bensh sind gut bei Stimme, die beiden Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen sind die reinsten Energiebündel, und auch die Band liefert bis auf einen klitzekleinen Patzer ab. Dass sich die zusätzlich akquirierten Tänzer aus dem Publikum so nahtlos ins Bühnenbild einfügen, liegt übrigens daran, dass Peter Fox ohne es zu wissen, zielsicher Profis aus dem Publikum gezogen hat. Da braucht es nicht viel Effekte oder zusätzlichen Klimbim. Hier und da zünden die Tänzer kleine Feuerfontänen, der Rest ist pure Energie. Und die gibt es noch mal am Dienstag zu sehen, wenn Peter Fox sein zweites München-Konzert spielt.
KATHRIN BRACK