Karaoke mit ihrem Münchner Publikum: Leandros interpretiert „Blau wie das Meer“. © Jörg Heinrich
Parade-Griechin aus Hamburg: Vicky Leandros zelebrierte mit ihren Münchner Fans in der ausverkauften Isarphilharmonie einen umjubelten Lieblingsliederabend. © Schneider-Press/Raphael Stötzel
Vicky liebt das Leben. Und ihre Münchner Fans lieben Vicky. Insofern traf es sich wunderbar, dass die Parade-Griechin aus Hamburg auf ihrer ausdauernden letzten Tournee erneut Abschied von München nahm. Nach dem Konzert vergangenen Oktober im Deutschen Theater (wir berichteten) lud Vicky Leandros jetzt zur endgültigen Dernière in der ausverkauften Isarphilharmonie ein. Sie sorgte für einen umjubelten Lieblingsliederabend, in dem die Bouzouki noch einmal durch die Herbstnacht klang.
Es war gut, dass die große Leandros München eine letzte Zugabe gönnte. Denn so erkältet und mit angeschlagener Stimme wie 2023 wollte sie nicht in Erinnerung bleiben. Hinreißend zu singen, ist schließlich seit unglaublichen 59 Jahren nicht Beruf, sondern Berufung für sie. „Ich möchte nicht zu dem Punkt kommen, an dem ich Sie nicht mehr mit meiner Stimme erreichen kann“, erklärte sie ihren Abschied mit 75. Doch dieser Punkt ist noch längst nicht erreicht. Vicky war gut bei Stimme, München sang mit ihr, München verbeugte sich vor ihr.
Wie schwer ihr das „Adieu“ fällt, zeigte sie gleich zu Beginn, als sie bei ihrem Dank ans Publikum eine kurze Pause einlegen musste: „Das ist nicht selbstverständlich, dass Sie mir die Treue durch die Jahrzehnte halten“, ließ Vicky mit Frosch im Hals wissen. Warum ihr die Fans treu sind, zeigte sie finale zwei Stunden lang: Klasse Frau, klasse Sängerin, klasse Songs. Das famose „Après toi“, das sängerische Bravourstück „Free again“, „Blau wie das Meer“ als Karaoke mit den Fans – schon vor der Pause begeisterte Vickys Hitparade.
In der zweiten Halbzeit beleuchtete sie alle Aspekte der Liebe, vom Geiger Valentin, der sich so gar nicht für Frauen interessiert, über das Fremdgeh-Schmankerl „Grüße an Sarah“ bis hin zur griechisch-polnischen Landlust mit dem legendären „Theooooo“. Vicky lachte, Vicky sprang wie ein junges Ding über die Bühne, Vicky zerdrückte ein paar Tränen. Und jetzt? Privatleben, Reisen, Kochen für die Kinder und Enkel – und das hoffentlich noch viele, viele Jahre lang. Ihre griechischen Gene sind dafür ideal: Papa Leo, der seiner Tochter so viele Hits geschrieben hat, ist gerade 101 Jahre alt geworden.
JÖRG HEINRICH