UNSERE KURZKRITIKEN

Ein echter Evers

von Redaktion

Vielleicht sollte man sich einfach dumm stellen. Wenn etwa jemand wegen einer Umfrage anruft. Man kann natürlich die Fragen beantworten – oder man macht es wie der Kabarettist Horst Evers, wenn für die Umfrage ein Handy mit Gesichtserkennung nötig ist. Hat er zwar nicht, bietet aber eine analoge Alternative an: „Im Prinzip funktioniert ein Spiegel wie ein Selfie. Nur ohne Foto.“ Woraufhin der übel gelaunte Marktforscher droht, die Telefonnummer des Kabarettisten aus allen Datenbanken zu löschen – was Evers überlegen lässt, ein Gewerbe anzumelden: zum Vergraulen lästiger Anrufer. Schließlich ist er „zu faul zum Nichtstun“, so heißt sein neues Buch. Er widmet sich dem Leid der modernen Technik. Und das ist ein echter Evers – immer selbstironisch, manchmal boshaft, nie bösartig nimmt der schnoddrige Erzähler und Philosoph des skurrilen Alltags nicht nur seine Mitmenschen, sondern vor allem sich selbst aufs Korn.
TST

Horst Evers:

„Zu faul zum Nichtstun“. Rowohlt, 240 Seiten; 22 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

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