Es gerät beim Lesen der Nachrichten aus der Türkei leicht in Vergessenheit. Das Land hat eine reiche Tradition der Satire und Karikatur. Einer der Künstler, der in dieser Reihe steht, ist Ersin Karabulut, der 1981 in Istanbul geboren wurde – und seit seinem 16. Lebensjahr als Karikaturist und Comiczeichner arbeitet; als Student verfeinerte er sein Talent auf der Kunsthochschule. „Das Tagebuch der Unruhe“ ist seine Geschichte, die als Trilogie konzipiert ist. Im ersten Band berichtet er nicht nur davon, wie er aufwuchs und seine Leidenschaft fürs Zeichnen entdeckte. Karabulut porträtiert auch Istanbuls Kunstszene sowie sein Heimatland und schildert dessen Entwicklung vom laizistischen Staat bis zum Aufstieg von Recep Tayyip Erdogan. Vor allem die Passagen, in denen er von Repressionen des Staates gegen die Freiheit der Kunst berichtet, sind von großer Intensität und taugen als Warnung. Optisch ist die Geschichte charmant, mit klarem Strich und gutem Humor umgesetzt.
LEIC
Ersin Karabulut:
„Das Tagebuch der Unruhe. Teil 1“. Carlsen, 160 S.; 25 Euro.
★★★★★ Hervorragend