„Kauf einen Blumenstrauß, aber keine Rosen“, sagt die Mutter. Und Hans bringt bei seinem Antrittsbesuch ausgerechnet rote Nelken mit in die Quandt-Villa. Ein Fauxpas. Magda weiß natürlich, dass dies die Kommunistenblumen sind, aber sie lässt sich nichts anmerken. Später wird Hans Magda noch andere Blumensträuße bringen: Pfingstrosen, weiße Lilien und am Ende sogar die verbotenen Rosen… Cédric Cavatore liest Nora Bossongs wunderbaren Roman über die Zwanziger- und Dreißigerjahre in etwas mehr als sieben Stunden, ungekürzt, behutsam und sorgfältig, dabei aber leicht und ohne jede Anstrengung mit angenehm ruhig fließender Stimme. Erst gegen Ende, wenn er dem Transvestiten eine Stimme gibt, wenn er die Goebbels-Rede nachmacht oder wenn er ein Lied anstimmt, merkt man Cavatores Stimme ihre ungeheure Wandlungsfähigkeit an: Mittels Atemtechnik und dem in die Länge Ziehen der Vokale sowie deren tonaler Einfärbung erzeugt er lebendige Bilder im Innern des Zuhörers, die bleiben.
HILO
Nora Bossong:
„Reichskanzlerplatz“ (Audio Verlag).
★★★★★ Hervorragend