Eine spannende Dichterin des literarischen Surrealismus lässt sich nun in ihrem Hauptwerk erstmals auf Deutsch entdecken. Joyce Mansour (1928-1986) entstammt einer jüdisch-ägyptischen Familie und machte zunächst als Leichtathletin von sich reden, bevor sie zum Schreiben kam. In „Nur Besessene schwänzen das Grab“ lassen sich ihre Motive wunderbar herauslesen: die kritische Auseinandersetzung mit Religionen und Ideologien, gepaart mit einem guten Sinn für Humor. Dem Wiener Czernin-Verlag ist es zu verdanken, dass Mansours Text, der 1958 in Paris erschienen ist (die Dichterin schrieb Französisch), erstmals übersetzt vorliegt – und das in einer schön gestalteten Ausgabe mit Zeichnungen von Sabine Marte. Erzählt wird von Maria, die das Treiben um sich beobachtet und selbst wiederum beobachtet wird – von einem Mörder. Herrlich schräg.
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Joyce Mansour:
„Nur Besessene schwänzen das Grab“. Czernin-Verlag,
160 Seiten; 22 Euro.
★★★★★ Hervorragend