UNSERE KURZKRITIKEN

Den Puls hochjagen

von Redaktion

Nichts ist so dauerhaft wie eine Ruine oder ein Provisorium: „Slough House“ (Sumpfhaus) ist beides. Es ist das trostlose Quartier – Mick Herron schildert auch im siebten Buch der Reihe hingebungsvoll dessen Räudigkeit – der „Slow Horses“, der Agenten, die vom britischen Inlandsgeheimdienst MI5 aussortiert wurden. Der schräge Haufen wird von Spionagelegende Jackson Lamb so sehr tyrannisiert wie beschützt. Besonders weil sie nun aus den elektronischen Akten des Haupthauses gelöscht wurden. Aber nicht mal das nützt ihnen; ein russisches Killerpaar hat sie gefunden. Dass das ausgerechnet auf plumpe Fehler der ach so raffinierten Karrieristen, der MI5-Chefin und ihres illegalen Geldgebers, zurückgeht, lässt sich der Autor auf der Zunge zergehen. Liebevoll schildert er seine Charaktere, mit Action jagt er unseren Puls hoch, am wichtigsten sind ihm indes die satirischen und weitsichtigen Hinweise auf politische Winkelzüge und antidemokratische Entwicklungen (der Roman wurde 2020 fertig).
SIDA

Mick Herron:

„Slough House“. Diogenes, 431 Seiten; 19 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

Artikel 5 von 11