Mit Comics gegen Antisemitismus

von Redaktion

Die Bedeutung von Graphic Novels im Unterricht wird erforscht

Eine Auswahl von Comics, die den nationalsozialistischen Mord an Europas Juden thematisieren. © Universität Siegen

Comics über den Holocaust können nach der Einschätzung von Fachleuten dabei helfen, Antisemitismus entgegenzuwirken. „Graphic Novels können eine Alternative zu der bisherigen Erinnerungsliteratur sein“, sagt etwa Amerikanistik-Professor Daniel Stein von der Universität Siegen. Sie könnten eine „wichtige emotionale Wirkung“ auf Schülerinnen und Schüler entfalten.

Um die Shoah im Unterricht zu thematisieren, nutzten Lehrerinnen und Lehrer Konzepte und Literatur, die vielen vertraut seien, etwa „Das Tagebuch der Anne Frank“, ergänzt Jens Aspelmeier, Direktor des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung in Siegen. Es sei aber fraglich, ob Schülerinnen und Schüler damit heutzutage noch erreicht würden. An der Uni Siegen startet mit dem Wintersemester 2024/25 ein Projekt mit dem Titel „Learning about the Shoah through Narrative Art and Visual Storytelling – Transnationale Erinnerung in der grafischen Literatur“. Es wird mit 13 000 Euro aus dem Zukunftsfonds NRW für Maßnahmen gegen Antisemitismus gefördert.

Eine aktuelle Studie des NRW-Innenministeriums besagt, dass 47 Prozent der Befragten einen „Schlussstrich“ unter die nationalsozialistische Vergangenheit und damit unter die Erinnerung an den Holocaust setzen wollen. Bis zu 24 Prozent der Befragten haben in unterschiedlicher Form antisemitische Einstellungen. „Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus zunimmt und sich das an den Schulen, wie in einer Art Mikrokosmos, besonders deutlich zeigt, ist es enorm wichtig, über die Shoah zu sprechen“, sagt Aspelmeier. Antisemitismus sei nicht nur Diskussionsstoff für die Oberstufe, sondern finde auf dem Schulhof statt – „und das schon in der Grundschule“. Bildungsarbeit zur Shoah, die nie einfach war, „kämpfe zurzeit mit einer politischen Gemengelage voller Feindbilder“.

Man könne den Holocaust natürlich auch bereits in der Grundschule behandeln, ist die Siegener Germanistin Jana Mikota überzeugt, die Expertin für Kinder- und Jugendliteratur ist. „Es gibt da hervorragende Bücher, auch Bilderbücher. „Trotzdem müsse man das Alter der Kinder berücksichtigen, sensibel vorgehen – und sich gegebenenfalls auch auf Diskussionen mit Eltern vorbereiten.“
NINA SCHMEDDING

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