Heimspiel für Janet

von Redaktion

Michael Jacksons Schwester begeistert in München – trotz nicht ausverkaufter Olympiahalle

Ihre großen Hits sind zwar gut 20 Jahre her. Doch Janet Jacksons Klassiker wie „What have you done for me lately“ oder „Nasty“ zünden noch immer. © Solaiman Fazel

Die Jacksons sind zweifellos die Royal Family des Pop. Dass Michael der „King of Pop“ war, steht allen Kontroversen zum Trotz außer Frage. Und in den Achtziger- und Neunzigerjahren – da war seine acht Jahre jüngere Schwester Janet die dazugehörige Queen, die mit Mega-Hits wie „When I think of you“ oder „Control“ an der Spitze der Charts thronte. An diese goldenen Zeiten erinnerte die 58-Jährige jetzt bei ihrer Glitzer-Glamour-Show in der nur zur Hälfte gefüllten Olympiahalle. Im Jacko-narrischen München war’s trotzdem beinahe ein Heimspiel für Janet Jackson.

Zuerst legte aber Hip-Hop-Altmeister Wyclef Jean im Vorprogramm eine kurios-unterhaltsame Vorstellung hin. Zu Playback-Mucke gab’s einen Mix aus mehr oder weniger eigenen Hits wie „Killing me softly“ und „Hips don’t lie“, garniert mit „Another one bites the Dust“ und Jackos „Don’t stop ’til you get enough“. Zwischendurch spielte der Exzentriker mit der Zunge auf seiner Louis-Vuitton-Gitarre. Und mit seiner Mitsing-Gaudi „Guantanamera“ hätte er perfekt auf die Wiesn gepasst.

Dann fiel der lila Vorhang: Auftritt Mrs. Jackson, zunächst im züchtigen Trenchcoat mit Krawatte und silbernem Pailettenanzug, begleitet von vier körperertüchtigten Tänzern. Vier „Akte“ dauerte ihre Show mit knapp 40 Songs – und mit einem etwas zähen, House-lastigen Auftakt. Da merkte man doch, dass ihre letzten großen Hits gut 20 Jahre her sind.

Aber dann feuerte sie ihre Klassiker ab. „What have you done for me lately“, „Nasty“ oder „Escapade“. Janet tanzte beinahe, als wäre sie 28. Sie sang und kiekste wie ihr großer Bruder. Und auch wenn’s biologisch wenig Sinn macht: Sogar den familienüblichen Kontrollgriff in den Schritt, ob alles sitzt, hat sie drauf. Selbst wenn die Show arg steril und gehetzt wirkte: Spätestens da waren die Kontroversen der letzten Zeit vergessen, in denen die Jackson mit dem Trump-Unfug aufgefallen ist, dass Kamala Harris erst in den vergangenen Jahren „schwarz wurde“.

Highlight war Michaels Spät-Hit „Scream“ von 1995 – aus einer Zeit, als der große Bruder dankbar war, dass Janet mit dem Duett seine dümpelnde Karriere wieder ankurbelte. Michael auf der Leinwand, Janet live auf der Bühne, da war Jacksons-Party angesagt. Der King of Pop lebt in seiner Schwester, die ein wenig wirkt, als hieße sie Michaela Jackson.
JÖRG HEINRICH

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