„Das ist doch ein schönes Silbergrau“, flötet die Verkäuferin und erinnert an die legendäre Szene mit dem „frischen Steingrau“ in Loriots „Ödipussi“. Doch das Mädchen, das für die Schulfeier einen Kinderschleier bekommen soll, ist anderer Meinung. Keines der Kopftücher gefällt der Achtjährigen. Instinktiv ahnt sie, was von ihr erwartet wird. In neun sehr unterschiedlichen Episoden erzählen die Regisseure Ali Asgari und Alireza Khatami in ihrem hochaktuellen Spielfilm mit viel schwarzem Humor aus dem Alltag im Iran. Je länger man den irrwitzigen Dialogen zuhört, umso lustiger wird es manchmal. Aber umso schrecklicher, beklemmender und greifbarer wird auch das Ajatollah-Regime in seiner Härte. Mit sparsamsten Mitteln an der staatlichen Zensurbehörde vorbei gedreht, entlarven die extrem reduzierten Szenen vor allem, wie tyrannische Beamte mit pseudoreligiösen Argumenten ihre Macht festigen.
ULF
Ali Asgari, Alireza Khatami:
„Irdische Verse“ (Neue Visionen/ EuroVideo).
★★★★★ Hervorragend