Es geht im Pop nicht immer gerecht zu. So ist zum Beispiel nicht ganz klar, warum der Ire Gilbert O’Sullivan in den frühen Siebzigern immensen Erfolg hatte (vor allem auf den Inseln – der Britischen und in der DDR), heute aber nicht mehr sehr viele Hähne nach ihm krähen. Beides wird dann aber doch nachvollziehbar, wenn man sich seine aktuelle Platte anhört. Auf „Songbook“ interpretiert er einige seiner Hits neu – geschmackvoll und sparsam begleitet vom eigenen E-Piano und ab und zu einer Gitarre. Die Songs lassen solide Paul-McCartney-Schule erkennen. Seine bekanntesten Lieder, „Alone again (naturally)“ und „What‘s in a Kiss“, haben diese nostalgische Note, die an die britischen „Music Halls“ des vergangenen Jahrhunderts erinnert (und deren Sehnsucht womöglich die DDR-Bürger besonders ansprach). Auch dank seiner angewitterten Stimme klingt der knapp 78-Jährige ultimativ nach dem Onkel, der zu Weihnachten die Heimorgel anwirft. Sehr sympathisch. Aber auch sehr bieder.
LÖ
Gilbert O’Sullivan:
„Songbook“ (BMG).
★★★☆☆ Annehmbar