„Spagat“: BR-Intendantin Katja Wildermuth. © BR
Schlechte Nachrichten: Künftig gibt es vom „Komödienstadel“ nur noch Wiederholungen. Hier eine Szene aus „Das sündige Dorf“ mit (v. li.) Alexander Golling, Christiane Blumhoff, Bernd Helfrich und Gustl Bayrhammer. © Sessner/BR
Gestiegene Kosten, Unklarheit darüber, ob die von der zuständigen Kommission KEF vorgeschlagene, viel diskutierte Beitragserhöhung ab 2025 kommt – beim Bayerischen Rundfunk (BR) färben sich die Zahlen rot. Der Münchner Sender rechnet im kommenden Jahr mit einer Finanzierungslücke von 70 Millionen Euro, bei einem Jahresbudget von rund einer Milliarde Euro. Um diese Lücke zu schließen, blieben weiterhin alle Sachkostenetats eingefroren, wie es hieß, außerdem müsse jede Direktion zusätzlich drei Prozent einsparen. Nicht mehr unangetastet bleibt im Zuge des Sparkurses nun auch das Tafelsilber. So produziert der BR wie bereits gemeldet keine neuen Folgen des Traditionsformats „Komödienstadel“, immerhin seit 1959 im Programm. Eingestellt werden außerdem die sonntäglichen Magazine „Euroblick“ (seit 1996) und „Alpen-Donau-Adria“ (seit 1992). Auch Ferienpausen einiger Formate sollen verlängert werden, wie es auf Anfrage unserer Zeitung ergänzend hieß. So werden unter anderem von „Münchner Runde“, „Unter unserem Himmel“ und „Blickpunkt Sport“ zwei bis drei Ausgaben pro Jahr weniger produziert.
Der Sparkurs betrifft weiterhin auch das Radio. So gibt es unter anderem schon seit dem Frühjahr die gemeinsame „Abendstrecke“ zwischen BR24 und den anderen Infowellen der ARD. Neu ist, dass der Bayerntext durch den ARD-Text ersetzt wird. Einen generellen Einstellungsstopp soll es dagegen nicht geben. Aktuell würden „Zielbilder für die einzelnen Abteilungen und ihren künftigen Personalbedarf erstellt“. Derzeit hat der Sender rund 3500 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
BR-Intendantin Katja Wildermuth sprach auf der jüngsten Rundfunkratssitzung von einem „Spagat“. Einerseits werde der Sender trotz steigender Inflation seit Jahren zum Sparen verpflichtet, andererseits kämen Jahr für Jahr neue Aufgaben hinzu. Auch Politik und Gesellschaft stellten – zu Recht – hohe Erwartungen an die Öffentlich-Rechtlichen, insbesondere mit Blick auf ihre Rolle bei der Bekämpfung von Fake News und der Sicherung des demokratischen Diskurses – bei gleichzeitig sinkendem Personalbestand und schmelzenden Ressourcen.
Implizite Kritik übte die BR-Chefin an der Ankündigung mehrerer Länder, einer Beitragserhöhung nicht zuzustimmen. Die von der KEF empfohlene Beitragsanpassung entspreche gerade einmal 0,8 Prozent Steigerung pro Jahr. Der BR habe die 58 Cent Erhöhung für die Beitragsperiode 2025 bis 2028 eingeplant und erwarte, dass das rechtsstaatliche Verfahren von den Ländern eingehalten werde.
Mit der Diskussion um den Rundfunkbeitrag einher gehen Reformvorschläge, die die Struktur der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF insgesamt betreffen. Ein Entwurf der Rundfunkkommission der Länder sieht wie berichtet eine Zusammenlegung von ARD alpha und ZDF Info sowie von Tagesschau 24 und Phoenix vor. Auch ZDF Neo und One sollen verschmolzen werden, außerdem die Kulturkanäle 3sat und Arte. Insbesondere gegen letztere Fusion regt sich bereits heftiger Widerstand. (Siehe auch Kommentar, Seite 2.)
RUDOLF OGIERMANN