„Gott, lass mich keine Kraft, kein bisschen Kraft an Hass verlieren, an sinnlosen Hass gegen diese Soldaten. Ich werde meine Kraft für andere Dinge aufsparen.“ So betete die junge Jüdin Etty Hillesum, als sie 1942 erstmals einem deutschen Soldaten begegnete. Einer von vielen außergewöhnlichen Gedanken, die die Niederländerin, die später in Auschwitz ermordet wurde, in ihr Tagebuch schrieb. Dabei nahm sie immer wieder auf ihren Glauben und ihre Bibellektüre Bezug. Grund genug, für den katholischen Bischof Heiner Wilmer, sich mit den Tagebüchern auseinanderzusetzen. Er vertiefte sich in Hillesums Aufzeichnungen und schrieb seine Gedanken nieder. Herausgekommen ist ein fiktiver Dialog mit Hillesum, in dem Wilmer über den Glauben an das Gute, das Beten und das Verhältnis des Menschen zu Gott nachdenkt. Wilmer zeigt sich beeindruckt davon, dass Hillesum bis zuletzt ans Gute glaubte: „Abgrundtiefer Hass richtet sich am Ende immer gegen uns selbst.
KNA
Heiner Wilmer:
„Herzschlag“. Herder, 160 Seiten; 18 Euro.
★★★★☆ Lesenswert