VINYL

Freiheit ohne Schrecken

von Redaktion

Mit Free Jazz kann man die allermeisten Menschen vom Hof jagen – in der Familie des Autors dieser Zeilen jedenfalls dürfen Werke wie „Meditations“ von John Coltrane oder eben „Free Jazz“ von Ornette Coleman nur nach vorheriger Alarmierung auf den Plattenteller. Was natürlich nachvollziehbar ist, man muss sich halt einlassen (wollen) auf die oftmals schroffe Gleichzeitigkeit der expressiven Klänge. Eine Platte, mit der unerschrockene Neugierige das Genre besonders gut beschnuppern können, ist jetzt – famos aufgemacht – bei Craft Records wiederveröffentlicht worden. „The Cry!“ vom Prince Lasha Quintet erschien ursprünglich 1963 und ist die Bühne für die atemberaubenden Fertigkeiten der Saxofonisten Lasha und Sonny Simmons. Dabei hat alles noch eine feste Struktur, ist im Hard Bop verankert, nur eben mit klarer Avantgarde-Kante. Songs wie „Congo Call“ oder „Red’s Blues“ beginnen mit tänzelnden Bluesmotiven der Bassisten (!) Gary Peacock und Mark Proctor. Erst die Saxofon- und Flötentöne der Solisten heben so richtig ab. Aber diese Musik ist nicht chaotisch, sondern meditativ. Und wunderschön.

Prince Lasha Quintet

„The Cry!“ (Contemporary / Craft).


★★★★★ Hervorragend

Artikel 6 von 7