UNSERE KURZKRITIKEN

Frustrierend

von Redaktion

Und wenn man sich noch so sehr verändert hat: Zurück in der Heimat, im Elternhaus, beim Klassentreffen, rutscht man doch wieder zurück in die alten Rollen. Die norwegische Autorin Marie Aubert erzählt davon sehr treffend in ihrem Roman „Eigentlich bin ich nicht so“. Nach Jahren kommt die ehemals übergewichtige Hanne zur Konfirmation ihrer Nichte zurück in ihr Heimatdorf in der norwegischen Pampa. Doch egal, wie sehr sie inzwischen erschlankt ist – Hannes Gewicht bleibt ständig Thema, nur eben jetzt ihr Dünn- statt ihr einstiges Dicksein. Das reißt alte Narben auf. Kapitel für Kapitel erzählt Aubert aus der Perspektive eines anderen Familienmitglieds vom Konfirmationswochenende. Und macht klar: Fremd- und Selbstbild – das ist immer so eine Sache. Jeder trägt sein Päckchen, jeder hat seine Geheimnisse, Ängste, Sehnsüchte. Ein alles zusammenführendes Ende mit Aufatmen gönnt uns die Autorin nicht. So gibt es nur die bittere Erkenntnis: Unter jedem Dach ein Ach. Ach!
KJK

Marie Aubert:

„Eigentlich bin ich nicht so“. Rowohlt, 203 Seiten; 22 Euro.


★★★☆☆ Annehmbar

Artikel 8 von 10