Liebe zu Details

von Redaktion

Rundfunkorchester mit Puccinis „Le Villi“

Wohltuend gestaltete Sopranistin Anita Hartig die Arien – ehe sie ihre Stimme im Finale voll entfaltete. © anita Hartig

Verglichen mit seiner Popularität auf den Spielplänen läuft das Puccini-Jahr 2024 in unseren Breiten eher gemütlich. Und wenn, dann sind es eben meist doch die großen Titel wie „Tosca“, die uns etwa die Bayerische Staatsoper in einer kontrovers aufgenommenen Neuinszenierung offerierte (wir berichteten). Den unbekannteren Puccini konnte man nun zumindest beim Münchner Rundfunkorchester kennenlernen, das seinen Bühnenerstling „Le Villi“ konzertant im Prinzregententheater zur Aufführung brachte. Eine Variante jener Sage, die auch das Ballett „Giselle“ inspirierte.

Und im Kontrast hierzu muss man Puccini und seinem Librettisten Ferdinando Fontana schon mal zugutehalten, dass der untreue Liebhaber bei ihnen am Ende keine Vergebung findet, sondern vom Geist der betrogenen Frau mit in die Unterwelt gerissen wird.

Aber auch abgesehen davon gibt es in diesem Einakter einiges zu entdecken. Ländliche Idylle trifft da auf wilden Hexensabbat. Und Protagonistin Anna lässt bereits die großen Heroinen vorausahnen, die der Komponist später erschaffen sollte. So sticht etwa eine süßlich wehmütige Sopran-Arie heraus, die Anita Hartig wohltuend schlicht zu gestalten wusste, ehe sich im Finale das dramatische Potenzial ihrer Stimme entfalten durfte. So wie bei Tenor-Partner Kang Wang, der im aufbrausenden Finale ebenfalls ganz in seinem Element angekommen war.

Deutlich zu lang geriet davor jedoch im ersten Teil des Abends eine Promo-Veranstaltung für die anstehende Puccini-Hörbiografie des Bayerischen Rundfunks, die von Udo Wachtveitl in Auszügen vorgestellt wurde. Wobei der Fokus meist publikumswirksam auf den amourösen Abenteuern lag. Ein Zugriff, der seine musikalische Entsprechung im Dirigat von Ivan Repušic fand, der die zur Untermalung ausgewählten Arien und Chöre durchwegs in breitem Verona-Format präsentierte. Was manche Feinheiten überdeckte, dafür aber beim „Te Deum“ aus „Tosca“ umso mehr Wirkung zeigte, wo Boris Pinkhasovich seinen ausdrucksstarken Bariton kraftvoll über die Klangwogen des BR-Chores segeln ließ.
TOBIAS HELL

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