Läuft gut

von Redaktion

Der Münchner Knabenchor feiert sein Zehnjähriges mit einem Festkonzert

Musik lauschen und Musik machen gehören beim Münchner Knabenchor ganz selbstverständlich zusammen. Und das bei Tourneen durch die ganze Welt. © Münchner Knabenchor

Haben sichtlich Spaß zusammen – und an der Musik: die Ensemblemitglieder des Münchner Knabenchors. © Münchner Knabenchor

„Von null auf 500 in zehn Jahren“. Das sind Zahlen, die sich mit Stolz verkünden lassen. Seit der Münchner Knabenchor 2014 gegründet wurde, hat sich die Truppe um Chorleiter Ralf Ludewig rasch einen Namen über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus gemacht. Tournee durch Asien, Gastspiele in der Elbphilharmonie, Fernsehauftritte mit Jonas Kaufmann, „Zauberflöten“-Einsätze an der Bayerischen Staatsoper und vieles mehr. Das noch junge Ensemble ist gut gebucht und hat allen Grund, sein Zehnjähriges und den 500. Auftritt an diesem Samstag im Herkulessaal mit einem großen Festkonzert zu feiern.

Dass das Ensemble bei seiner Gründung als die „Scheidungskinder des Tölzer Knabenchores“ bezeichnet wurde, ist für Ludewig heute vor allem eine nette Anekdote. Schließlich ist es kein Geheimnis, wo er selbst als Kind seine musikalische Prägung erhielt und später als Stimmbildner und Chorleiter tätig war, ehe es 2014 zur Abspaltung kam. Eine Konkurrenzsituation sieht er trotzdem nicht. Für ihn ist in der Szene genug Platz für alle, um in freundschaftlicher Nachbarschaft zu arbeiten. Zumal sein Münchner Knabenchor, ebenso wie die Tölzer, ein ganz eigenes Profil und seinen eigenen Klang hat. „Ich bin kein Freund von brav singen. Die Jungs sollen ruhig Gas geben. Auch wenn man uns schon vorgeworfen hat, dass wir manchmal zu laut wären. Aber wie Gerard SchmidtGaden immer so schön gesagt hat: Wer kann, der kann.“

Die individuelle Note zeigt sich unter anderem auch im Programm des Jubiläumskonzerts, in dem neben dem „Magnificat“ von Johann Sebastian Bach auch ein „Best of“ der ersten zehn Jahre angekündigt ist. Ein Motto, unter dem sich eine bunte Mischung aus Klassik und Crossover verbirgt, wie Chormanagerin Angelika Rücker verrät. „Am Ende landet man natürlich doch immer bei Bach. Das ist für alle das Höchste. Aber für viele Jugendliche ist das Crossover ein guter Einstieg. Und es zeigt, dass so ein Knabenchor eben nicht nur Sakralmusik singen muss, sondern genauso gut bei Rock, Pop oder Filmmusik seinen Spaß haben kann.“ Berührungsängste mit neuem Repertoire kennt auch Ralf Ludewig nicht. „Wichtig ist, dass man alles mit derselben Ernsthaftigkeit macht und das Niveau stimmt. Egal, ob das jetzt Bach-Kantaten sind, eine Uraufführung von Olga Neuwirth oder der ‚Harry Potter‘-Soundtrack von John Williams.“ Der Erfolg gibt ihm Recht. So geht etwa die „Movie Night“ mit den Filmfonikern am 17. November in der Isarphilharmonie bereits in ihre vierte Runde. Und auch in China, wo man in den nächsten fünf Jahren für Tourneen gut gebucht ist, „geht mit diesem Repertoire deutlich mehr als mit geistlicher Musik“.

Wenn man ihn nach den Höhepunkten seiner Karriere fragt, erzählt Ludewig aber dennoch vor allem von Begegnungen mit Pultlegenden wie Mariss Jansons und Enoch zu Gutenberg. Oder von einer Probe mit Sir Simon Rattle, der die Jungs konsequent als „meine Herren“ ansprach. „Das Orchester hat da zuerst geschmunzelt. Aber als Rattle das gemerkt hat, hat er sich zu ihnen gedreht und gesagt: ,Warum ich die Kinder sieze? Ganz einfach: weil das absolute Profis sind, die es verdient haben, dass man sie als solche anspricht!‘ Ein schöneres Kompliment gibt es eigentlich nicht.“

Zur Stammbesetzung des Münchner Knabenchores zählen aktuell rund 65 Sänger sowie 25 junge Männer, die dem Chor auch nach dem Stimmbruch die Treue gehalten haben. Ein Beweis für den starken Zusammenhalt des Ensembles. „Um Nachwuchs müssen wir uns zum Glück keine Sorgen machen. Da geht vieles über Mundpropaganda, weil Jungs ihre Kumpels mitbringen. Aber wir waren auch schon öfter in Schulen, wo wir Musikstunden gemacht haben, bei denen alle mitsingen durften, die Lust hatten. Ob die dann später bei uns landen oder in einem anderen Chor, ist egal. Hauptsache, sie haben Spaß an der Musik.“ Und mit so viel positiver Energie im Rücken lässt es sich beruhigt in die Zukunft blicken.
TOBIAS HELL

Jubiläumskonzert

Samstag, 19.30 Uhr, Herkulessaal; Tickets im Vorverkauf und an der Abendkasse.

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