Mit einer Spezialanfertigung spielte Pat Metheny einen Teil des Konzertprogramms. © TJ Krebs
Pat Metheny zeigt sich an diesem Abend äußerst vielsaitig. Klar, vielseitig natürlich auch. Nach unzähligen Konzerten, die er seit den späten Siebzigerjahren in München gegeben hat, ist dieses in der Isarphilharmonie das erste, bei dem er ganz allein mit seinem Instrument auf der Bühne ist. Oder vielmehr einem ganzen Arsenal davon. Zu Beginn sitzt er im Kreis von drei akustischen Gitarren. Nachdem er die alle durchhat (mit einem Repertoire, das von den harmonieseligen Country-Wurzeln seiner ländlichen Heimat Missouri bis zu einer kurzen atonalen Lärmorgie reicht), wird ihm die Pikasso-Gitarre gereicht. Diese 42-saitige Spezialanfertigung reicht klanglich an die japanische Koto heran, was allem eine dezent reizvolle, exotische Note verleiht.
Danach schließt sich ein längerer Teil auf der selten gespielten Baritongitarre an. Die ist eine Quinte tiefer gestimmtals die normale Konzertgitarre, wobei Metheny zusätzlich die beiden mittleren Seiten eine Oktave höher gestimmt hat. Dadurch verändern sich die Tonarten – für den vor allem harmonisch denkenden Metheny eine Herausforderung. Und so spielt er in einem längeren Cover-Medley mehr oder weniger bekannter Songs („Girl from Ipanema“) geschickt mit der reizvollen Ambivalenz von Vertrautheit und Neuartigkeit.
In der zweiten Konzerthälfte greift er doch noch zur E-Gitarre, was den jazzigen Melodiker in Metheny hervorkehrt. Er sampelt sich erst mal ein Bassline, über die er dann seine sattsam bekannten Linien von unvergleichlich leichtfüßiger Eleganz improvisiert. Im letzten Stück und der ersten Zugabe legt Metheny dann mehrere Gitarrenspuren (darunter auch ein E-Bass und sein Gitarrensynthesizer) zum beeindruckend stilsprengenden Gesamtkunstwerk übereinander. Ganz am Schluss schließt sich der Kreis, und Metheny kehrt zur akustischen Gitarre zurück. Ein Fest für Gitarrenfans, ein großer Abend für Musikliebhaber jenseits aller Genregrenzen.
REINHOLD UNGER