AUSSTELLUNG

Magie für den Nachwuchs

von Redaktion

„Wo die wilden Striche wohnen“ in der Pinakothek der Moderne

In bunten Schränken verbergen sich die Schätze. © Kai Mewes

Rund 170 internationale Kinderbücher aus 150 Jahren werden von der Neuen Sammlung präsentiert, darunter der titelgebende Klassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“. © Neue Sammlung

Es ist der ideale Ort, um dem Oktober-Blues zu entfliehen und in eine andere Welt einzutauchen. Eine Welt voller bunter Farben und Magie: die Ausstellung „Wo die wilden Striche wohnen“. Eine feine Auswahl rund 170 internationaler Kinderbücher aus 26 Ländern von 1870 bis heute wird in der Rotunde der Pinakothek der Moderne präsentiert und findet in den von Carina Deuschl gestalteten Bücherschränken ein temporäres Zuhause (Kuratorin: Caroline Fuchs).

Neben Deuschl ist Christoph Niemann für die Gestaltung der inklusiven Schau verantwortlich, deren „Kerle“ (eine Referenz an den Kinderbuchklassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak) frech von den Museumswänden lachen und einen thematischen Leitfaden bilden.

Niemann betont, wie wichtig für ihn der Aspekt des „Austauschs auf Augenhöhe“ sei. Nur wenige Roman-Leser würden schließlich selbst einen schreiben – dafür aber „fast alle Kinder, die sich ein Bilderbuch anschauen, selbst malen“. Um diesen Gedanken kreativer Teilhabe zu unterstützen, wurde mit „Draw“ ein begleitendes Malbuch entworfen – Stift inklusive.

Eine feine Sache, die für das gesamte, gelungene Konzept steht: Man schlendert von Schrank zu Schrank, öffnet Türen und findet sich dank eines einfachen, schönen Farbprogramms problemlos zurecht. Damit die Ausstellung nicht nur zum visuellen, sondern auch zum haptischen Vergnügen wird, gibt es Bänke, auf denen man es sich bequem machen und in den zusätzlich auf Pulten platzierten Büchern schmökern kann.

Höhepunkte sind eine französische Ausgabe von „Le Roi Babar“ (Jean de Brunhoff) aus dem Jahr 1933. Der Elefantenkönig lässt einen staunen: Die Illustrationen wirken modern. Zugleich setzt das fröhliche Kinderbuch einen starken Kontrast zum Schreckensjahr des Kriegsausbruchs. Zauberhaft sind die „Münchener Bilderbücher“ von 1870. Dreidimensionale Spielbücher lassen sich auseinandergeklappt in beeindruckende Kulissen (Puppenhäuser, Zoogehege, Zirkusmanegen) verwandeln und nicht nur Kinderherzen höherschlagen.

Spannend ist zu erfahren, wie sich die Gestaltung von Kinderbüchern über den Zeitraum von 150 Jahren verändert hat, welche neuen Schwerpunkte gesetzt wurden, aber auch, dass gerade die Gegenwart als „neues goldenes Zeitalter des Bilderbuchs“ gelten darf. Dem digitalen Trend wird also getrotzt.

Die Direktorin der Neuen Sammlung, Angelika Nollert, erklärt dazu: „Es wird immer weiter nach Phänomenen der Bilderbuchwelt gesucht.“ Astrid Lindgren habe dazu das ideale Zitat geliefert: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“ Da kann man der Grande Dame der Jugendliteratur nur zustimmen.
ANNA BEKE

Bis 26. Oktober,

Pinakothek der Moderne,
täglich außer Montag
10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis
20 Uhr, Katalog 30 Euro.

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